Sonntag, 13. August 2017, 10.45 Uhr
Hamburg, Professor-Reinmüller-Platz
Ganz selten kommt es vor, dass mich
nach nunmehr knapp 1.500 Grounds ein Sportplatz noch so richtig von
den Socken haut. Der Professor-Reinmüller-Platz des
Hamburg-Eimsbütteler Ballspiel-Clubs gehört dazu – und bestätigt
mich in meiner Entscheidung, im Gegensatz zum Rest der Truppe gestern
Abend auf die Reeperbahn-Eskalation verzichtet zu haben, um pünktlich
aus den Federn zu kommen. Denn: Der HEBC lässt seine Heimspiele
grundsätzlich um 10.45 Uhr anpfeifen. Der Ausbau seines Platzes ist
an sich nicht der Rede wert, jeweils drei Stufen auf beiden
Längsseiten. Für Begeisterung sorgt dafür die Liebe zum Detail,
genauer gesagt zur Farbe Lila. Die Vereinsfarbe des HEBC findet sich überall wieder: Tornetze, Eckfahnen, Trinkflaschen, Wände
und Decke des Vereinsheims, Preislisten, Stehtische – wirklich
alles ist hier lila. Sogar die Blumen auf dem Vereinsgelände –
allesamt lila. Beeindruckend! Hinzu kommt die
besondere Lage des Sportplatzes, denn er befindet sich mitten im
Stadtteil Eimsbüttel, eingepfercht zwischen Wohnblöcken mit typisch
nordeutscher Backstein-Fassade. Entsprechend schwierig ist der Platz
zu lokalisieren, da er von außen durch die Wohnblöcke nicht als
solcher erkennbar ist. Auch das hat der HEBC aufgegriffen und bezeichnet
sich daher als „Verein zwischen den Häusern“. Entsprechende
T-Shirts kann man im Vereinsheim kaufen, das mit zwei weiteren
Einrichtungen punkten kann: ein Wandgemälde in Form einer Uhr, die
natürlich stets Viertel vor Elf anzeigt, und eine kleine VIP-Lounge
im Außenbereich, in der sich die Trinker-Elite des Stadtteils ein
Bier nach dem anderen reinlässt und emotionsgeladen über den HSV
diskutiert, der hier neben dem HEBC ebenfalls hoch im Kurs steht.
Dort lässt man besser nicht fallen, dass es im Anschluss direkt weiter zum
FC Sankt Pauli geht. Ein Satz noch zum krassen Ergebnis, das in der
Landesliga alles andere als Usus ist: Bei den Pinnebergern soll
wenige Tage zuvor der Sponsor abgesprungen sein und mit ihm dann auch
fast alle Spieler. Heute muss somit jeder spielen, der halbwegs
geradeaus laufen kann, damit man überhaupt irgendwie elf Leute auf
den Platz bekommt.