SF Wanne-Eickel II – ASC Leone Wanne-Eickel 2:3

Testspiel
Mittwoch, 12. Januar 2022, 19 Uhr 
Wanne-Eickel, Arena am Mondpalast   
  

Gerade erst von Ibiza zurückgekommen, wartet schon wieder Testspielsport im Ruhrgebiet. Kein Strand, keine Palmen, keine Sonne, sondern eisige Temperaturen, verrußte Häuserfassaden und verstummte Industrieanlagen. Immerhin: Mitte Januar und dann auch noch unter der Woche mitm Zug durch die Gegend zu rattern und täglich ein breites Testspielangebot zu haben – das war früher in der Form nicht möglich. Aber das ist eine der guten Seiten von Corona, denn die Liga beginnt in Westfalen nun schon Anfang Februar, weshalb quasi seit Neujahr der Testspielbetrieb läuft. Den Zuschlag bekommt heute ein ganz besonderes Stadion, dessen Name vor einiger Zeit bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hat: Dem-Bürgermeister-seine-Frau-ihr-Stadion. Vor drei Jahren sicherte sich der Bezirksbürgermeister von Wanne-Eickel (Stadtteil von Herne) die Namensrechte für zwei Jahre und schenkte sie seiner Frau zum 60. Geburtstag. Die fand das übrigens gar nicht so toll. In einem Artikel ist zu lesen, dass sie meinte, ihr Mann habe keine Lust gehabt, ihr etwas Vernünftiges zu schenken. Tatsächlich wollte der Bürgermeister, wie er sagt, mit der Aktion den Amateurfußball wieder ins Gespräch bringen, was ihm zweifelsohne gelungen ist. Inzwischen trägt das Stadion wieder den Namen eines anderen Sponsors und dazu den Zusatz "am Mondpalast". Besagtes Theater, das wiederum Namenssponsor des großen Stadions in Wanne-Eickel ist, befindet sich gleich auf der anderen Straßenseite. Ebenfalls aus der Nachbarschaft kommt der Testspielgegner, den man sich heute eingeladen hat. Der Sportplatz des Vereins italienischer Einwanderer liegt sogar an der gleichen Straße. Es wird sogar geunkt, dass überlegt wurde, das Spiel kurzfristig dorthin zu verlegen, weil man bei den Sportfreunden vergessen hat, dass der eigene Platz heute Abend durch Jugendtraining belegt ist. Stattdessen wird der Anpfiff spontan um eine knappe halbe Stunde nach hinten gelegt. Dadurch komme ich zwar eine Stunde später nach Hause, kann die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges aber noch nutzen, um mich ein wenig in Wanne-Eickel umzusehen. Typisches Ruhrpott-Städtchen, das den Zenit schon längst überschritten hat. Besonders trifft das auf den Hauptbahnhof zu, wobei es schon überraschend ist, dass Wanne-Eickel als Stadtteil überhaupt einen solchen hat, während der Bahnhof in Herne, wozu Wanne-Eickel ja gehört, keinen Hauptbahnhof besitzt. Der Vorplatz des Hauptbahnhofs von Wanne-Eickel ist übrigens nach Heinz Rühmann benannt – und das hat seinen Grund. Seine Eltern betrieben nämlich von 1902 bis 1913 die Bahnhofsgaststätte, in der der kleine Heinz seine ersten Auftritte auf der Theke hatte. Ein bisschen etwas von diesem alten Charme lässt sich noch erahnen, ansonsten ist das alles aber schon ziemlich am Arsch und wirkt – wie ganz Wanne-Eickel – ein wenig vergessen.