Valencia CF - Club Atlético de Madrid 3:3

Spanien, Primera División (1. Liga)
Sonntag, 7. November 2021, 16.15 Uhr
Valencia, Estadio Mestalla 

Seit Ewigkeiten heißt es in Hopper-Kreisen: Mach das Mestalla in Valencia, das wird bald abgerissen. Und die Hektik kommt ja auch gar nicht von ungefähr, denn bereits 2004 erhielt der Valencia CF die Genehmigung, das Stadion abzureißen. 2007 wurde mit dem Bau des Nou Mestalla („neues Mestalla“) begonnen, das zwar nicht wie das alte Mestalla mitten in der Stadt, aber noch vergleichsweise zentral liegt. Finanziert werden sollte der Neubau mit dem Verkauf des Grundstücks, auf dem das alte Mestella steht und das bei einer so zentralen Lage natürlich Gold wert ist. Bis zu 400 Millionen Euro wollte der Verein mit dem Verkauf einnehmen und damit nicht nur das Nou Mestalla finanzieren, sondern auch seine Schulden tilgen, die typisch spanisch ebenfalls im dreistelligen Millionen-Bereich liegen. Doch dann kam die Immobilien-Krise und es fand sich kein Käufer für das Grundstück des alten Mestallas. Resultat: Der Rohbau des Nou Mestallas steht seit zig Jahren wie bestellt und nicht abgeholt in der Landschaft herum und wird wohl bald selbst zum Sanierungsfall. Inzwischen wurde die Zuschauerkapazität für das neue Stadion sogar aus Kostengründen auf 55.000 gedrosselt. Ursprünglich war eine Kapazität von 70.000 vorgesehen. Immer wieder legt der Verein Pläne vor, wann und wie es mit dem Bau weitergeht. Doch immer dann, wenn es konkret zu werden scheint, springt ein potenzieller Käufer des Grundstücks wieder ab. Never ending story. Damit spielt der sechsfache spanische Meister und zweifache Europapokalsieger auch im Jahr 2021 noch in seinem alten Stadion. Vermutlich wird dieser Satz auch noch ein paar weitere Jahr Gültigkeit haben. Da ich bis zum Anpfiff noch ein bisschen Zeit und ich auch das Ticket schon in der Tasche habe, steige ich ein paar Haltestellen früher aus der Metro und gönne ich mir noch einen Spaziergang durch die wirklich schöne Innenstadt von Valencia (800.000 Einwohner). In die muss ich auf jeden Fall irgendwann noch einmal mit etwas mehr Zeit – zum Beispiel wenn ich hier bin, um das Nou Mestalla zu machen. Ha ha. Noch gibt es aber glücklicherweise die alte Bude und man gerät wirklich ins Staunen, wenn man das erste Mal zwischen den Häusern diese wahnsinnig steilen Tribünen sieht. Es ist lange her, dass mich ein Stadion so sehr flasht. Was für ein arschgeiles Teil! Das war‘s dann aber auch schon mit den angenehmen Dingen, denn ansonsten ist die ganze Veranstaltung hier ziemlich scheiße. Das geht schon los mit der völlig planlosen Organisation an den Eingängen, vor denen man wohl eine halbe Stunde ansteht, wenn man nicht selbst ein bisschen die Initiative ergreift und sich zu Ordnern vordrängelt, die nur gelangweilt in der Gegend herumstehen. Auf meinem Platz dann um mich herum kein einziger Spanier, sondern ausschließlich Touristen. Gut, ich bin ja selbst ein Tourist, aber wenn vor einem eine ganze Reihe voller schnatternder Studentinnen sitzt, die sich nur über Starbucks und ihre geilen Experiences in ihrem Hostel unterhalten, geht das schon hart auf die Eier. Ein Blick auf die Torschützen (u.a. Griezmann) reicht ebenso, damit ich weiß, dass das nicht meine Fußball-Welt ist. Eine Fanszene scheint es auf Heimseite wirklich überhaupt nicht zu geben. Kein einziger Gesang wird angestimmt und man sieht nicht mal so etwas wie Fahnen. Meine letzte Hoffnung ruht auf dem Gästeblock, in dem etwa 300 Atlético-Fans schön kompakt zusammenstehen, aber die werden lediglich nach Toren für ihre Mannschaft ein bisschen aktiv. Dass es hier kein Bier gibt, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Und selbst die hochgelobte Metro-Station Alameda nahe des Stadions, die in manchen Reiseführern sogar als Sehenswürdigkeit aufgeführt wird, entpuppt sich als unspektakulär. Ein Glück, dass für den Abend noch ein Spiel auf dem Zettel steht, das meinen Bedürfnissen schon deutlich besser gerecht werden dürfte.