FC Feuerbach – DJK Ludwigsburg 2:5

Deutschland, Testspiel
Sonntag, 26. Juli 2020, 11 Uhr
Stuttgart, FC-Platz im Wilhelm-Braun-Sportpark 

Heute Vormittag ist es Sascha, der uns das Leben versüßt. Sascha ist geschätzt 20 Jahre alt, trägt ein Brasilien-Trikot und steigt – 20 Minuten vor Anpfiff beim FC Feuerbach – ziemlich nervös am Wilhelm-Geiger-Platz zu uns in die U-Bahn ein. Zwei Haltestellen später steigt er genau wie wir am Wilhelm-Braun-Sportpark aus, marschiert zielgerichtet aufs Spielfeld und beteiligt sich am Torwarttraining. Wir vermuten zunächst, dass Sascha der Torwart des FC Feuerbach ist, und finden es ziemlich stark, dass er erst – trotz der kurzen Anfahrt – wenige Minuten vor Anpfiff am Spielort erscheint. Doch falsch gedacht: Sascha ist so eine Art Maskottchen des FC Feuerbach. Ihm wird heute die Ehre zuteil, Linienrichter sein zu dürfen. Und diesen Job führt er motivierter aus als jeder FIFA-Schiedsrichter. Während behelfsmäßige Linienrichter im Amateurfußball sonst meist einfach auf der Stelle stehenbleiben und dabei im Idealfall auch noch ein Bier trinken oder eine Zigarette rauchen, macht Sascha ordentlich Kilometer an der Seitenlinie. Dabei bleibt er keineswegs nur in seiner Hälfte, sondern von Eckefahne zu Eckfahne stets auf Ballhöhe. Oder er versucht es zumindest. Alle paar Minuten beruhigt die Feuerbacher Auswechselbank ihr Maskottchen, ruft ihm zu: „Sascha, mach mal langsam, bleib mal hier stehen...“ Doch schon nach wenigen Momenten büxt er wieder in Richtung Eckfahne aus. Die Seitenlinie gibt die Marschroute vor, den Blick wird eisern aufs Spielgeschehen gerichtet, die Hand hält das Fähnchen fest im Griff. Sascha, der Schreck vom Wilhelm-Geiger-Platz. Richtig süß, ihm während dem Spiel zuzuschauen. An Ernsthaftigkeit fehlt es da absolut nicht. Doch auch abgesehen von Sascha gibt es auf dem FC-Platz, auf dem auch der NK Croatia Stuttgart zu Hause ist, etwas zu sehen. Dazu gehören eine Mini-Tribüne, ein überdachter Bereich rund ums holzverkleidete Vereinsheim und der typische Stuttgarter Weinberg- und Hochhaus-Blick. Mit dem benachbarten Stadion im Wilhelm-Braun-Sportpark der Spvgg Feuerbach kann man allerdings nicht mithalten, was ja auch sportlich gilt. Im Gegensatz zur Spvgg Feuerbach, die es der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts sogar auf ein paar Erstligajahre im Schatten von VfB und Kickers gebracht hat, ist der FC Feuerbach der gemütliche Verein des Stadtteils. Viele Zuschauer kommen nicht zum heutigen Testspiel gegen die DJK Ludwigsburg, weshalb auch keinerlei Corona-Maßnahmen ergriffen werden und auf Präsenzlisten verzichtet wird. Inzwischen ist ohnehin die Tendenz zu erkennen: Etwa die Hälfte der Vereine in Württemberg scheißt wirklich komplett auf Corona-Maßnahmen, wie auch in Gesprächen mit anderen Hoppern zu erfahren ist.