Albanischer FC Rinia Singen – HSK Croatia Singen 0:9

Deutschland, Testspiel
Sonntag, 19. Juli 2020, 17 Uhr
Singen am Hohentwiel, Stadion an der Hohenkrähe 

Das letzte Spiel des Tages und damit der ganzen Tour hält eine Besonderheit bereit, denn es ist das erste Spiel eines neu gegründeten Vereins. Eigentlich längst überfällig, dass es nun auch in Singen einen eigenen albanischen Verein gibt. Auf der anderen Seite der Grenze ist seit den 1990er-Jahren eine albanische Hochburg in Europa entstanden, wie man inzwischen auch an der Schweizer Nationalmannschaft ablesen kann. Laut Schätzungen machen Albaner aktuell 3,1 Prozent der Gesamtbevölkerung der Schweiz aus. Auch auf das grenznahe Singen hat diese Entwicklung abgefärbt, dort leben überdurchschnittlich viele Albaner, die nun also auch ihren eigenen Verein haben. Der AFC Rinia (auf Deutsch: Jugend) hat dabei einen echt coolen Spielort im Stadtteil Schlatt unter Krähen abgegriffen, nämlich das Stadion des Post-Vereins Nordstern Singen. Die Hütte ist schon ziemlich abgeranzt und stellenweise wirkt es so, als habe sich der PTSV Nordstern schon vor 30 Jahren aufgelöst, aber er existiert tatsächlich noch und nimmt auch weiterhin am Spielbetrieb teil. Heute geht’s aber sowieso um den AFC Rinia, der sich für das allererste Spiel seiner Geschichte mit dem HSK Croatia einen weiteren der vielen Singener Migrantenvereine eingeladen hat. Diese Vielzahl an Migrantenvereinen ist in Baden-Württemberg einmalig und stellt sogar Stuttgart und Mannheim in den Schatten. Anders als zuvor in Radolfzell hat der AFC Rinia ein überaus entspanntes Hygienekonzept, das wie folgt aussieht: keine Präsenzlisten, keine Absperrung, sondern einfach nur ein Typ, der jedem Zuschauer am Eingang Desinfektionsmittel in die Hand sprüht. Im Nachhinein wird man beim Ordnungsamt übrigens derart verärgert darüber sein, dass der Verein seine weiteren Testspiele in diesem Sommer ohne Zuschauer austragen muss. Heute ist allerdings erst einmal Party angesagt und man kann den Leuten den Stolz richtig ansehen, endlich das erste Spiel auszutragen. Die Gastgeber wechseln sogar in der Halbzeitpause den Trikotsatz, um den Zuschauern beide Outfits zu präsentieren. In der ersten Halbzeit wird also im türkisen Auswärts-, in der zweiten Halbzeit im roten Heimtrikot gespielt. Sieht man auch nicht alle Tage. Nach dem Spiel gibt es ein Festessen mit den Spielern beider Mannschaften. Nur an die Zuschauer hat man leider nicht gedacht, für die man während dem Spiel nur Getränke anbietet. Und ich hatte mich schon so auf albanisches Essen gefreut... Nicht daran hat man auch gedacht, für die Zuschauer einen zweiten Eingang zu öffnen, so dass diese – und das ist kein Witz, wie man auf den Fotos sieht – über den Zaun steigen müssen, wenn sie sich nicht auf der unüberdachten Tribüne in die pralle Sonne setzen wollen. Wenn man es schon nicht kulinarisch geschafft hat, dann herrscht zumindest in der Hinsicht echtes albanisches Flair.