Freitag, 2. November 2018, 20.15 Uhr
Ried im Zillertal, Sportanlage Ried/Kaltenbach
Es ruft mal wieder Merano, genauer
gesagt das Derby gegen Naturns. Wie gut, dass der Freitag ein
Brückentag ist, so dass es frühzeitig in die Alpen geht. An einem
Freitagabend kann man spielplanmäßig natürlich keine
Überraschungen in Form von Dopplern erwarten. Dass aber in Tirol so
gar nichts einigermaßen Höherklassiges dabei ist, was in der
Sammlung noch fehlt, ist dann schon eine kleine Enttäuschung. Na
gut, wenn eh nur ein Spiel drin ist und das ziemlicher Bums-Fußball
ist, dann bekommt wenigstens das unter touristischen Gesichtspunkten
attraktivste Spiel den Zuschlag. Es geht also mit dem Zug nach Ried
im Zillertal. Persönliches Highlight ist für mich meine erste Fahrt
mit der Zillertalbahn. Jene Schmalspurbahn verbindet Jenbach im
Inntal mit dem tief im Zillertal gelegenen Mayrhofen. Die Zillertal
ist eine Privatbahn und befindet sich im Besitz der
Anrainergemeinden, die so eine gute touristische Anbindung
garantieren wollen. Längst ist aber auch die Zillertalbahn selbst zu
einem Anziehungspunkt geworden, wie die vielen deutschen Rentner
beweisen, die per Reisebus zu einer Haltestelle gekarrt werden und
nur zwei, drei Stationen mitfahren, wo dann schon wieder der Reisebus
wartet. Mich führt das Bähnchen hingegen ein paar Stationen weiter
bis nach Kaltenbach, denn überraschenderweise gibt es kein einziges
Hotelzimmer mehr in Ried – obwohl die Wandersaison vorbei ist und
die Wintersaison noch nicht begonnen hat. Ried und Kaltenbach sind
jedoch miteinander verwachsen und haben ja auch einen gemeinsamen
Fußballverein. Es wundert somit nicht, dass das Rieder Stadion auch
von Kaltenbach aus fußläufig zu erreichen ist. Die Zeit bis dahin
kann leider nicht wie gewünscht in der Natur verbracht werden, denn
es regnet in Strömen. Die Wolken hängen zudem so tief ins Tal
hinein, dass man gar nicht merkt, in was für einer spektakulären
Gegend man sich befindet. Dann wird halt doch die Spießer-Karte
gezogen und am Nachmittag ausgiebig der Spa-Bereich des Hotels
ausgekostet. Die faustdicke Überraschung gibt‘s am Abend, denn
unglaubliche 550 Zuschauer kommen zu dem Spiel. Es handelt sich hier
wohlgemerkt um kein Derby, denn Vomp liegt 25 Kilometer entfernt im
Inntal, und auch sportlich wartet der Kick mit keiner besonderen
Brisanz auf. Nein, hier sind die Leute einfach geil auf Fußball –
und natürlich österreich-typisch auf das Drumherum. Denn was hier
mal wieder am Verpflegungsstand angeboten wird, stellt manch ein
Restaurant in den Schatten. Obendrauf ist das direkt an der Bahnlinie
gelegene Stadion ein echter Augenschmaus, so dass die Veranstaltung
hier deutlich mehr Spaß macht als erwartet. Wie vor allem in
Vorarlberg und Tirol üblich bleiben viele Zuschauer noch bis weit
nach Mitternacht im Stadion und machen ordentlich einen drauf.
Spätestens als der DJ traditionelle Zillertaler Musik auflegt, wird
wirklich jedes Klischee bestätigt, was ideal zu diesem letztendlich
doch nicht verkorksten Tag passt.