Team Wiener Linien/Elektra Wien – SV Stripfing 1:1

Österreich, Regionalliga Ost (3.Liga)
Freitag, 8. April 2022, 19.30 Uhr
Wien, Raxplatz
 

Ich hatte es angekündigt: Als ich im Dezember verträumt am Hafen von Piräus stand und sah, wie viele Fähren auf die griechischen Inseln starten, war klar, dass das eines meiner nächsten Reiseziele sein wird. Keine vier Monate später ist es bereits soweit. Optimal bietet sich dafür mit Blick auf die Urlaubstage (unser) Ostern an, zumal die Griechen ihr orthodoxes Osterfest zwei Wochen später feiern und man dem dadurch nicht in die Quere kommt. Denn Ostern hat für die Griechen einen höheren Stellenwert als Weihnachten und mit Fußballspielen wird es dann schwierig. Die Tour über Ostern zu machen hat dank Ferienzeit den netten Nebeneffekt, Freundin und Tochter mitnehmen zu können, die beide noch nie in Griechenland waren. Und das kann ja nun wirklich kein Zustand von Dauer sein. Die Insel Rhodos soll es sein. Problem ist allerdings, dass sich durch die Ferienzeit kein günstiger Flug von Deutschland nach Griechenland finden lässt – weder direkt nach Rhodos noch nach Athen, von wo aus man mit der Fähre fahren könnte. Und da ich in dem Fall nicht nur eins, sondern gleich drei Flugtickets brauche, ist der Preis noch wichtiger als sonst. Beim Erweitern des Suchradius fällt mir aber auf, dass Ryanair für gerade einmal 30 Euro von Budapest direkt nach Rhodos fliegt. Da wird nicht lange gefackelt, zumal dann ja sogar noch eine schöne Wochenend-Tour nach Wien und Ungarn vorgeschaltet werden kann. Während die beiden Damen nachkommen und erst am Samstagabend mit dem Zug in Wien eintreffen, breche ich bereits am Freitagmorgen auf. Dank Sparpreis Europa ist Fahrt mit der Deutschen Bahn ins Ausland ja meist nicht teuer. Da die Österreicher viel Liebe für Freitagsspiele haben, fällt die Suche nach abendlicher Unterhaltung in der Hauptstadt nicht schwer. Es wird sogar die Regionalliga. Das Hauptquartier wird in Wien im multikulturellen 10. Bezirk (Favoriten) aufgeschlagen, weil sich hier nicht nur der am Abend zum Besuch stehende Raxplatz befindet, sondern auch der Wiener Hauptbahnhof. Passt wie die Faust aufs Auge. Bis zum Anpfiff widme ich mich unter anderem einer Spezialität Österreichs und vor allem Wiens: die Würstlbude. Käsekrainer, Bosna, Serbische oder Debreziner schmecken dort nicht nur sehr authentisch, sondern zeigen auch kulinarisch, wie groß das österreich-ungarische k.u.k.-Reich einst war. Dass man an der Würstlbude zu fast jeder Tages- und Nachtzeit eine Wurst und ein Bier bekommt, ist eine weitere Besonderheit. Je später der Abend desto skurriler die Gäste. Leider ist sie immer mehr vom Aussterben bedroht. Sein Überleben gesichert hat sich dagegen der heutige Gastgeber in der Regionalliga Ost und schon am sperrigen Namen hört man, dass es sich um einen Fusionsverein handelt. Markantester Verein im Stammbaum ist der 1912 gegründete SV Straßenbahn Wien – der Jugendverein von Hans Krankl. Er hat auch den Raxplatz mit in die Fusionen eingebracht. Dass der Platz in enger Verbindung mit dem Verein steht, merkt man schon daran, dass er auf dem Gelände eines Betriebshof der Wiener Linien steht. Allerdings werden hier keine Straßenbahnen, sondern Busse deponiert. 1974 fusionierte man mit dem SC Gaswerk Wien, ebenfalls ein städtischer Betriebssportverein. Erst 2005 trat der aus der Fusion aus und der SV Straßenbahn vollzog eine Rückbenennung in SC Team Wiener Linien – analog zur inzwischen erfolgten Umbenennung der Wiener Verkehrsbetriebe in Wiener Linien. Erst vor knapp einem Jahr suchten sich die Straßenbahnler einen neuen Fusionspartner und fanden ihn im ASK Elektra Wien. Er war das Produkt mehrerer Fusionen von Betriebssportvereinen städtischer Kraftwerke. Da haben sich also zwei Vereine mit einem recht ähnlichen Ursprung gefunden und das passt gut zusammen. Spannend finde ich auf jeden Fall, dass die Betriebssportvereine, die im neuen Verein TWL/Elektra stecken, immer relativ hochklassig unterwegs waren, weshalb es nicht überrascht, dass man sich auch heute mit der Regionalliga Ost auf einem recht hohen Niveau bewegt. Nicht für die 3.Liga geeignet wäre in Deutschland der Raxplatz, aber in Österreich sieht das natürlich anders aus. Die typischen Wiener Holzbänke gibt’s hier zu sehen, alles schön gemütlich und durch die Nähe zum Depot der Wiener Linien auch sehr stimmig. Ich frage mich nur, wer Fan von so einem Verein wird, wenn er mit den Betrieben nichts zu tun, die für die die Vorgängervereine stehen. Da die Straßenbahnler aber schon seit Jahrzehnten auf dem Raxplatz spielen, wird in Favoriten mit Sicherheit eine gewisse Verbundenheit mit dem Verein entstanden sein. Dennoch werden keine Massen angezogen und es sind auch heute nur 100 Zuschauer auf dem Raxplatz. Nicht wenige davon drücken die Daumen jedoch dem Gast aus dem 40 Kilometer entfernten Stripfing, das an der Grenze zur Slowakei liegt.