Ungarn, Nemzeti Bajnokság II (2.Liga)
Sonntag, 10. April 2022, 16 Uhr
Budaörs, Városi Stadion
Hochklassig geht es weiter. Nach 3.Liga in Komárom wartet nun sogar die 2.Liga in Budaörs. Der Vorort von Budapest mit seinen knapp 30.000 Einwohnern ist eines der Zentren der deutschsprachigen Minderheit in Ungarn. Vor dem Ersten Weltkrieg lebten 1,5 Millionen Ungarndeutsche in Ungarn. Etwa in Budaörs (Deutsch: Wudersch) stellten sie bis zum Zweiten Weltkrieg die Bevölkerungsmehrheit, ehe nach Kriegsende wie überall in Ungarn die Vertreibung einsetzte. Heute leben immerhin noch 32.000 Ungarndeutsche in Ungarn. Der Ort mit dem größten Anteil ist Ófalu (Deutsch: Ohwala) im Süden Ungarns, in dem 83,5 Prozent der Einwohner Deutschungarn sind. Es gibt etwa ein Dutzend weiterer Orte mit über oder knapp unter 50 Prozent. Die größte Stadt mit ungarndeutscher Minderheit ist Sopron an der österreichischen Grenze. Dort machen sie zwar nur fünf Prozent aus, aber dafür ist Sopron einer der wenigen Orte mit zweisprachigen Straßenschildern – Ungarisch und Deutsch. In Budaörs gibt es zumindest noch ein Gebäude mit zweisprachiger Beschriftung, nämlich das der „Deutschen Selbstverwaltung Wudersch“, wie es an dem kleinen Gebäude im Stadtzentrum an der Hauptstraße nach Budapest zu lesen ist. Ansonsten ist das hügelige Budaörs ein typischer ungarischer Ort mit einem völlig ramponierten Bahnhof, was der immer noch höchst skeptischen Tochter das Land nicht gerade schmackhafter macht. Ganz und gar nicht ramponiert ist dagegen das Városi Stadion (städtisches Stadion), das moderner kaum sein könnte. Mit seinem halbkreisförmig nach unten gesenkten Dach ist die Hütte wenigstens optisch kein Einheitsbrei, aber es ist schon bedenklich, wie in Ungarn die ganzen Bruchbuden verschwinden. Ungarn bildet da zwar keine Ausnahme, aber schade ist es trotzdem. Gespannt bin auch auf den Gästeblock, denn der Budafoki Munkás Testedző Egyesület (Budafoker Arbeitersportverein) hat eine Fanszene und obendrauf ist der Budapester Stadtteil Budafok ja gleich ums Eck. Nur eine halbe Stunde fährt man mit dem Zug von Budafok nach Budaörs. Wirklich viel los ist aber nicht. Zwar sind etwa 70 Leute mit zwei Zaunfahnen dabei, aber richtigen Support gibt es nicht. Offenbar sind die erst 2019 gegründeten Ultras Promontor (Promontor ist der deutsche Name von Budafok) schon wieder Geschichte. Erst im Oktober 2019 hatte ich Budafok beim MTK Budapest gesehen (hier nachzulesen), wo sich der Anhang zwar nicht sonderlich ruhmreich benommen hat, aber wenigstens aktiv war. Budaörs selbst hat keine aktive Fanszene, dafür aber leckere belegte Semmeln im Vereinsheim. Nach dem Spiel geht’s schnellstens weiter nach Budapest, wo oben in der Budaer Stadthälfte das dritte und letzte Spiel des Tages wartet.