Komárom VSE – Kaposvári Rákóczi FC 0:1

Ungarn, Nemzeti Bajnokság III – Nyugati csoport (3.Liga)
Sonntag, 10. April 2022, 11 Uhr
Komárom, Molaji Sporttelep 

Früh geht es am Sonntagmorgen raus aus den Federn und vom Hotel rüber zum Wiener Hauptbahnhof. In knapp 24 Stunden wird in Budapest unser Flugzeug nach Rhodos abheben – doch davor steht wie üblich noch Fußball auf dem Programm. Wieder feiern wir eine Premiere, denn die Tochter war noch nie in ihrem Leben in Osteuropa. Wenn das Erste, was man dort sieht, der abgefuckte Bahnhof von Győr mit seinen noch nicht mal digitalisierten Anzeigetafeln ist, dann kann ich schon verstehen, dass man zunächst die Nase rümpft. Am direkt an der Donau gelegenen Bahnhof von Komárom wird es nicht besser. Die Stadt ist seit dem Ende des Ersten Weltkriegs geteilt. Die Hälfte südlich der Donau blieb bei Ungarn, während die nördliche Hälfte in Folge der Kriegsniederlage an die Slowakei abgegeben werden musste. Im Nordteil leben allerdings weiterhin mehrheitlich Ungarn. Das beste Stadion der Stadt steht zweifelsohne im slowakischen Nordteil. Eine richtig schöne Ostschüssel, die total im Arsch ist. Das Stadion im Südteil, das sich unweit des Bahnhofs befindet, kann damit nicht ansatzweise mithalten. Aber ohnehin trägt der Drittligist Komárom Városi Sportegyesület (städtischer Sportverein) viele seiner Heimspiele gar nicht dort, sondern auf dem Sportplatz im Dorf Molaj aus. Hintergrund ist, dass der 1947 gegründete Verein aus eben diesem Molaj stammt und er erst mit der Zeit zu einem Verein von Komárom wurde. Von 1962 bis 1998 trug er erstmals das Wort Komárom im Vereinsnamen, nannte sich dann wieder kurzzeitig Molaj SE, um sich im Jahr 2000 den heutigen Namen zu verpassen. Man sieht aber schon am Spielort, dass der Bezug zu Molaj nie verloren ging. Molaj selbst liegt zwar an der großen Bahnstrecke in Richtung Budapest, besitzt jedoch keinen Bahnhof. Man fährt somit bis ins Nachbardorf Szőny, das übrigens vor 1962 auch ein Teil des Vereinsnamens war. Von dort aus sind es etwa zwei Kilometer bis zum Sportplatz von Molaj, die wir mangels Schließfächern zu Fuß mit Sack und Pack bewältigen müssen. Glücklicherweise ist die Security auf dem Molaji Sporttelep (die Endung -i im Ungarischen ist vergleich mit der Endung -er im Deutschen) kulant und lässt uns ohne Inspektion mit dem Zeug rein. Dass hier so viel Security anwesend ist, erscheint mir jedoch etwas übertrieben. Man muss sich bei ihnen sogar trotz freiem Eintritt um eine (kostenlose) Eintrittskarte bemühen. Meine Vermutung, dass das mit einem gut gefüllten Gästeblock zusammenhängt, bestätigt sich leider nicht, denn aus dem südungarischen Kaposvár sind lediglich vier Leute mit einer Zaunfahne angereist. Ich hatte mal ein Heimspiel in Kaposvár gesehen, als die noch in der 1.Liga gespielt hatten. Damals gab es noch eine Ultras-Szene, von der aber offenbar nichts oder nicht mehr viel übriggeblieben ist. Das ist in Ungarn leider oft so. Eher unspektakulär ist auch der Sportplatz in Molaj. Immerhin sind drei Reihen mit Sitzschalen vor dem (wie es im Osten so schön heißt) Sozialtrakt vorhanden, die sogar überdacht sind. Die restlichen drei Seiten des Platzes sind dank Zäunen und wachsamer Security nicht begehbar. Die Zuschauerkapazität ist dadurch sehr klein und dürfte niedriger sein als die offiziell angegebenen 1.000 – aber das reicht auch vollkommen. Heute sind es keine 100 Leute, und das trotz freiem Eintritt. Ansonsten hat der Platz jede Menge Gammel, einen nicht mehr genutzten Eingangsbereich mit Kassenhäuschen und ausrangierte Müllcontainer der Stadt Dortmund zu bieten. Anders als vor dem Spiel fährt nach dem Spiel glücklicherweise ein Bus an der Haltestelle vor dem Sportplatz. Das kommt uns mit unserem Gepäck sehr entgegen. Ich muss dazu sagen: In Ungarn ist Google Maps wirklich Gold wert, denn dort sind auch die Fahrpläne von Überlandbussen zuverlässig hinterlegt. Somit werden wir zum schmalen Preis zum Bahnhof von Almásfüzitő chauffiert, von wo aus es mit dem Zug weiter in Richtung Budapest geht.