Universidad Católica de Murcia CF – Atlético Sanluqueño CF 1:2

Spanien, Segunda División RFEF – Grupo 4 (4. Liga)
Freitag, 5. November 2021, 19 Uhr
Murcia, Estadio La Condomina 

Von La Línea geht es am frühen Morgen mit dem Bus erneut zum Flughafen Málaga, um mal wieder einen Mietwagen in Empfang zu nehmen. Die Problematik hatte ich ja bereits beschrieben. Ein wirkliches Problem ist das aber gar nicht – und obendrauf auch noch günstiger als einen Mietwagen über die gesamte Tour hinweg zu nehmen. Mit den eigenen vier Rädern unter dem Hintern kehrt jedoch die Flexibilität zurück und so wird umgehend ein Supermarkt für ein verspätetes Frühstück angesteuert. Immer wieder fasziniert mich in spanischen Supermärkten, wie viel Raum die Serranoschinken-Abteilung einnimmt. Das „rote Gold“ genießt bei den Spaniern wirklich einen enormen Stellenwert. Nahrung ist ohnehin ein gutes Stichwort, denn heute geht es in den sogenannten Obstgarten Europas. Die vergleichsweise kleine Region Murcia mit ihren nur 1,5 Millionen Einwohnern (ein Drittel davon lebt in der gleichnamigen Hauptstadt) gehört zu den trockensten Gebieten Europas: Temperaturen von mehr als 40 Grad im Sommer, 300 Sonnentage im Jahr, aber auch enorme Wasserknappheit. Letztere wird mit einen enormen Aufwand bekämpft, der aber auch wirtschaftlich notwendig ist, denn die Region Murcia ist Europas größter Produzent von Obst und Gemüse. Wenn Ihr in einem normalen Supermarkt in Deutschland einkaufen geht, habt Ihr mit Sicherheit auch etwas aus Murcia in der Tüte. Die Stadt selbst ist wirklich sehenswert, wobei neben historischen Gebäuden recht viel Grün ins Auge sticht. An manchen Stellen wirkt Murcia trotz seiner Enge wie ein botanischer Garten. Für mich auf jeden Fall eine der ganz positiven Überraschungen dieser Tour, eben weil man die Stadt in Deutschland ja eigentlich nicht so kennt. Wenn dann dürfte sie durch den Fußball bekannt sein, wobei es für mich heute nicht den Platzhirschen Real Murcia zu sehen gibt, der mehrere Jahre erstklassig war, sondern den Universtitätsverin UCAM. Er trägt seine Heimspiele im Estadio La Condomina aus, das bis 2006 die Heimat von Real Murcia war. Danach ist der ehemalige Erstligist in einen Neubau namens Estadio Nueva Condomina gezogen. Während sich das neue Condomina weit außerhalb der Stadt an der Autobahn befindet, liegt das alte Condomina mitten in der Stadt – direkt neben der örtlichen Stierkampfarena. Tolle Bude, die aber auch sehr von ihrer zentralen Lage profitiert, denn die sich hinter den Tribünen aufbauenden Häuser und Palmen tragen schon sehr viel zum Charme bei. Leider überhaupt nicht charmant sind heute Abend die Ordner, die ganz besonders strikt und mit Knüppel am Gürtel auf die Einhaltung der Maskenpflicht pochen. Während die gestern in Gibraltar überhaupt kein Thema war, darf sie hier nicht einmal zum Essen abgenommen werden. Ein Familienvater ein paar Reihen vor mir wird auf unfassbar pampige Art dazu aufgefordert, sich die Chips seitlich zwischen Maske und Backe hindurch in den Mund zu schieben. Nach der zweiten Ermahnung droht dann unmissverständlich der Rausschmiss. Fußball in Spanien macht aktuell wirklich keinen Spaß. In der zweiten Halbzeit setzt zu allem Überfluss auch noch ein richtig starker Regen ein, aber wenigstens erbarmt sich der Verein und lässt alle Zuschauer von den unüberdachten Plätzen kostenlos auf die Tribüne. Nach dem Spiel zieht‘s mich noch einmal in die wunderschöne Innenstadt, die nachts sogar noch schöner ist als tagsüber. Verzweifeln lässt mich dagegen wieder einmal der abendliche Restaurantbesuch: Von den drei Bedienungen, die allesamt Mitte/Ende 20 sind, spricht keine auch nur ein Wort Englisch. Ich bin mir nicht sicher, ob es nicht können oder nicht wollen sind, aber da die Mädels ansonsten super-freundlich sind, wird es nicht am fehlenden Willen liegen. Ich kann auch nachvollziehen, wenn ältere Leute keine Fremdsprachen können, aber im Jahr 2021 muss doch ein junger Mensch in einer Großstadt in einem entwickelten Land wie Spanien zumindest ein paar Brocken Englisch können. Raffe ich einfach nicht. Wenigstens ist Google da schon ein bisschen weiter und hilft tatkräftig beim Übersetzen.