Deutschland, Oberliga Niedersachsen – Staffel Hannover/Braunschweig (5. Liga)
Sonntag, 21. November 2021, 14 Uhr
Barsinghausen, Stadion an der Ammerke
Der sportliche Höhepunkt des Tages spielt sich bei einem Verein ab, dessen Name wohl ein bisschen zu lang geworden ist. Zugegeben: Ich muss jedes Mal genau hinschauen, wie der richtig heißt. Ihn gibt es seit 2001, als sich die Turnsportvereine aus Egestorf (2.700 Einwohner) und dem Barsinghausener Ortsteil Langreder (1.000 Einwohner) zusammenschlossen. Dorfverein plus Dorfverein ergibt natürlich weiterhin Dorfverein – und da wundert es umso mehr, dass man sich jetzt schon seit mehreren Jahren in der Oberliga halten kann. 2016 qualifizierte sich der 1.FC Germania sogar für den DFB-Pokal, zog dort aber mit der TSG Hoffenheim den großen Zonk als Gegner. Allerdings: So ganz unpassend war das nicht, wie ein Blick in die Vereinsgeschichte verrät. Und dabei wird auch sofort deutlich, warum dieser Dorfverein so weit vorne mitspielt. In Barsinghausen sitzt nämlich der Niedersächsische Fußballverband und es gibt einige auffällige Personalüberschneidungen bei Verband und Verein. Da wäre zum Beispiel Jan Baßler, der stellvertretender Direktor beim NFV und gleichzeitig Manager des 1.FC Germania ist. Auch haben Verband und Verein den gleichen Pressesprecher. Sogar der Kicker berichtete schon über diese zumindest aus moralischer Sicht nicht ganz einwandfreien Überschneidungen, die dem Verein etwa bei Spielertransfers Vorteile verschafft haben sollen. Hinzu kommt, dass das Sporthotel Fuchsbachtal des NFV, das ebenfalls in Barsinghausen steht, Sponsor des 1.FC Germania ist, womit auch ganz direkt Geld zwischen Verband und Verein fließt. Sogar der DFB mischt mit, denn der damalige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach soll in der Einladung zur Feier seines 70. Geburtstags um Spenden für den 1.FC Germania gebeten haben. Es gibt noch weitere Beispiele, aber die Tendenz dürfte – zumindest für mich – klar sein: Das ist kein Verein, den man mit einem Sympathievorschuss besucht. Es wundert nicht, dass er Vorgaben des Verbandes übergenau umsetzt, so dass am Eingang äußerst streng ein 2G-Nachweis kontrolliert wird. Vorhin bei Werder Hannover hatte das übrigens keinen interessiert und um es schon vorweg zu nehmen: Auch beim nachfolgenden Spiel juckt das niemanden. Dass bei der Verpflegung beinahe schon Bundesliga-Preise aufgerufen werden (2,50 Euro für ein 0,3-Liter-Bier und 3 Euro für eine Bratwurst), macht die Sache nicht besser. Immerhin eine (sehr) kleine Fanszene unterstützt den Verein, der sich das Motto „Kleine Dörfer – große Ziele“ gegeben hat, aber auch da kommt nicht viel rüber. Auf den drei aufgehängten Fahnen ist unter anderem „Nordmänner – Sons of Odin“ und „Valhalla“ zu lesen, dazu Frakturschrift und jede Menge Wikinger-Optik, was ja wiederum so gar nicht das sein dürfte, was ein Fußballverband auf einem Sportplatz sehen möchte.