Samstag, 20. Juni 2020, 17 Uhr
Glarus Nord, Sportplatz Allmeind
Neuer Kantonspunkt! Glarus ist mit seinen nur 40.000 Einwohnern einer der kleinsten Kantone der Schweiz und steht damit im Schatten von Kantonen wie Zürich (1,5 Millionen Einwohnern) und Bern (1 Million Einwohner). Das ist schon allein deshalb interessant, weil in der Schweiz – ähnlich wie die Bundesländer in Deutschland – die Kantone die Polizeihoheit haben. Wer also schon darüber schmunzeln muss, dass Bremen eine eigene Polizei hat, der soll mal ins kleine Glarus schauen, wo das ebenfalls der Fall ist. Das ist also in etwa so, als hätte Pirmasens eine eigene Landespolizei. Eine echte Besonderheit gibt es dagegen auch für Schweizer Verhältnisse im Kanton Glarus, denn in ihm wird noch die Landsgemeinde praktiziert. Bei Wahlen gehen die Menschen hier nicht wie fast überall auf der Welt ins Wahllokal, machen ein Kreuz auf dem Stimmzettel und werfen den dann in eine Urne. Stattdessen versammeln sich alle Einwohner des Kantons immer am ersten Sonntag im Mai auf einem Platz in Glarus-Stadt und stimmen per Handzeichen ab. Dass die Stimmen dabei nicht exakt gezählt, sondern nur geschätzt werden, ist ein Grund, warum die Abstimmung per Landsgemeinde auch in der Schweiz für Kritik sorgt. Drei Kantone haben sie daher Ende der 1990er-Jahre abgeschafft (per Urnen-Abstimmung), in Appenzell Innerrhoden und Glarus wird sie dagegen noch immer praktiziert. Demokratie ist in der Schweiz, die erst 1971 das Frauenwahlrecht eingeführt hat, aber eh immer so eine Sache für sich. Im Kanton Glarus sorgte die Landsgemeinde 2006 für einen echten Paukenschlag, denn völlig überraschend stimmten die Wähler einer radikalen Verwaltungsreform zu, die die Fusion sämtlicher Gemeinden vorsah. Statt aus 25 besteht der gesamte Kanton seitdem aus nur noch 3 Gemeinden: Glarus (Stadt), Glarus Nord und Glarus Süd. Mit 430 Quadratkilometern wurde Glarus Süd daraufhin prompt zum flächenmäßig größten Ort der Schweiz, mussten diesen Titel aber schon 2014 wieder abgeben, da ähnliche Großfusionen auch in anderen Teilen des Landes durchgeführt wurden. Dennoch merkt man: Im Kanton Glarus ticken die Uhren noch ein bisschen anders und so ist die Vorfreude auf mein erstes Spiel in diesem Kanton groß. Auch fußballmäßig scheint man in Glarus Fusionen offen gegenüber zu stehen, so dass 2004 aus dem FC Näfels und dem FC Niederurnen der FC Linth entstand – benannt nach dem Fluss Linth, der den kleinen Kanton Glarus auf seiner ganzen Länge durchfließt. Der Name hört sich ein bisschen so an, als wolle man den gesamten Kanton repräsentieren, und tatsächlich ist man als Viertligist momentan der erfolgreichste Verein des Kantons. Vor der Corona-Pause stand der FC Linth auf dem 3. Tabellenplatz und hatte durchaus Chancen auf einen Aufstieg in die 3. Liga. Hochklassiger Fußball ist hier ansonsten nicht angesagt, der FC Glarus als „Hauptstadt-Club“ spielt gar nur in der 7. Liga. Da der FC Linth aus zwei Vereinen besteht, nutzt er auch zwei verschiedene Anlagen – in Näfels und in Niederurnen. In der Liga spielte der FC Linth zuletzt immer in Näfels, die Corona-Testspiele werden hingegen glücklicherweise in Niederurnen ausgetragen. Glücklicherweise deshalb, weil der Sportplatz Allmeind in Niederurnen im Gegensatz zu Näfels über einen Ausbau verfügt. Obwohl Glarus Nord nur 30 Autominuten von Wetzikon entfernt ist, findet man nun eine völlig andere Landschaft vor, was zusätzlich zum Flair während des Spiels beiträgt. Die Berge erreichen hier bereits eine Höhe von knapp 2.500 Metern – da erwischt man sich dann doch immer wieder dabei, den Blick schweifen zu lassen. Noch ein abschließendes Wort zu den Präsenzlisten: Sie sind in Niederurnen vorhanden, werden aber nur auf den Auswechselbänken weitergereicht, wo sich zumindest die Betreuer und Ersatzspieler eintragen.