Samstag, 19. Oktober 2019, 19.30 Uhr
Budapest, Üllői úti Stadion
Das Budapester Derby zwischen den Stadtteilen Ferencváros (Franzstadt) und Újpest (Neupest) war der Fixpunkt dieser Tour, aber schon nach 24 Stunden im Land ist die Lust auf Ungarn merklich gesunken. Die Tickets für das Derby haben wir uns schon gestern am Stadion besorgt. Dafür muss man sich notwendigerweise eine Szurkolói kártya ausstellen lassen, was in einem separaten Raum am Stadion erfolgt. Die Szurkolói kártya kostet zwar nur 1.000 Forint (rund 3 Euro), dafür muss man aber auch persönliche Daten abgeben sowie seine Iris und seine Venen scannen lassen. Tut dem Körper zwar nicht weh, wohl aber den Bürgerrechten. Beim Kartenkauf bekommt man dann zwar auch ein herkömmliches Papierticket ausgehändigt, das jedoch allein für die eigene Sammlung ist. Am Eingang hält man nämlich allein seine Szurkolói kártya ans Drehkreuz, die automatisch feststellt, ob man im Besitz eines gültigen Tickets ist oder nicht. Anschließend legt man seine Handfläche auf ein Gerät und falls dieser Venenscan erfolgreich ist, öffnet sich das Drehkreuz. Da vergeht einem schon beim Einlass die Lust aufs Spiel. Da es wie angesprochen mal eine Phase gab, in der ich sehr viel Zeit in Ungarn verbracht habe, habe ich auch das Budapester Derby schon etliche Male gesehen. Es ist nun allerdings mein erstes Derby an der Üllői út nach dem Umbau des Stadions. Die Zuschauerkapazität hat sich nun von 18.000 auf 23.700 erhöht. Das klingt auf den ersten Blick nach nicht so viel, doch die Kurve ist nun räumlich doppelt so groß – und das nicht zum Vorteil der Stimmung. Optisch holt die von den Green Monsters 1995 geführte Kurve zwar viel raus, zeigt zu Beginn eine an Star Wars angelehnte Choreo, bei der ein Lichtschwert mit grünen Bengalos dargestellt wird, und lässt es quasi die vollen 90 Minuten irgendwo brennen. Akustisch empfand ich die Stimmung früher aber deutlich besser – gerade bei Derbys. Zum Gästeblock muss man nicht viel sagen, denn der Újpest-Anhang befindet sich im Boykott, da der Verein ein neues Wappen eingeführt hat, mit dem man so gar nicht zufrieden ist. Erinnert ein bisschen an Juve. Zu Spielbeginn lässt man lediglich eine große Blockfahne mit dem neuen Wappen über dem Gästeblock schweben, das von einer Faust zerschlagen wird. Trotz Boykott beteiligen sich die Gäste aber dennoch am Spruchband-Dauerfeuer, das für dieses Derby typisch ist, ansonsten zeigen die Violetten aber keine Regung. Da Újpest mit 0:1 verliert, kann man auch auf einen etwaigen Torjubel verzichten. Auch wir verzichten an diesem Abend, nämlich auf Essen und Trinken im Stadion, für das man sich eine neuerliche Plastikkarte zulegen müsste, da hier nur bargeldlos bezahlt werden kann. Warum man das nicht über die Szurkolói kártya löst, die ja sowieso jeder Zuschauer in der Tasche haben muss, ist mir ein Rätsel. Da man keine krummen Beträge auf die Bezahl-Karte laden kann und das Restguthaben nicht ausgezahlt wird, lehnen wir dankend ab und holen das bei einem nächtlichen Spaziergang durch das noch immer sehr sehenswerte Budapest mit ein paar Döschen Arany Ászok in der Tasche nach.