Samstag, 19. Oktober 2019, 10 Uhr
Budapest, Újpest Labdarúgó Sportcentruma
Ich habe es im vorherigen Bericht schon angesprochen: Ungarns Fußball hat sich seit dem Beginn von Orbáns Regentschaft im Jahr 2010 sehr verändert – auch im unterklassigen Bereich. Welch perverse Auswüchse das erreicht, bekommen wir beim morgendlichen Heimspiel der zweiten Mannschaft von Újpest zu sehen. Total unspektakuläre Atmosphäre auf dem Trainingsgelände im von Plattenbauten geprägten Stadtteil Újpest (übersetzt: Neupest), keine 30 Zuschauer anwesend – aber 10 Ordner im Einsatz. Und die nehmen ihren Job sehr ernst, was bedeutet: nicht zu nah an das Spielfeld herantreten und schon gar nicht hinters Tor gehen. Ein paar Ordner stellen sich sogar profifußball-mäßig mit dem Rücken zum Spielfeld und beobachten ununterbrochen die Zuschauer. Und obwohl der Platz so angelegt ist, dass alle vier Seiten begehbar sind, machen die Ordner kompromisslos dicht und lassen die Zuschauer nur auf einer Geraden stehen. Aber auch dort hat man schon das Gefühl, das man eigentlich gar nicht da sein soll. 4. Liga in Ungarn. Wenigstens gibt es hier keine Taschenkontrollen. Abgesehen von diesem Blödsinn offenbart das weitläufige Trainingsgelände die Teilung des Vereins, die schon so manch einen Hopper verwirrt hat. Stammverein ist der Újpesti TE (Torna Egylet, also Neupester Turnverein), aus dem die Fußballabteilung ausgegliedert wurde. Sie spielt seitdem unter dem Namen Újpest FC. Sowohl der UTE als auch der UFC verfügen jedoch über eigene Jugendfußball-Mannschaften, die im Spielbetrieb in Konkurrenz zueinander antreten. Das werden wir morgen erleben, wenn wir ein Heimspiel der A-Jugend des UTE sehen. Die spielt ebenfalls auf dem Trainingsgelände in Újpest, die Bereiche von UTE und UFC sind jedoch räumlich voneinander getrennt – durch einen unscheinbaren Gitterzaun. Wieder mal so ein verrücktes Kapitel des ungarischen Fußballs.