Donnerstag, 24. Oktober 2019, 19.30 Uhr
Stuttgart, Sportplatz Frauenkopf
Eigentlich dachte ich, dass ich Stuttgart kenne, doch König Fußball offenbart uns heute eine bislang noch unbekannte Kuriosität der Stadt. Die Rede ist von der Buslinie 64 der SSB – womit wieder einmal der Beweis angetreten wird, dass sich mit dem Fußball die Welt doch am besten entdecken lässt, weil er einen in Ecken führt, in die man sonst nicht kommt. Bevor es in der Nacht mit dem Zug nach Sachsen geht, soll am Abend noch schnell ein Spiel in der Landeshauptstadt mitgenommen werden, weshalb wir uns bereits jetzt mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen. Stutzig wurde ich schon beim Konsultieren der VVS-App, denn um zum Sportplatz Frauenkopf zu kommen, muss man an der U15-Haltestelle Stelle umsteigen – eine Haltestelle im Wald, an der nur selten jemand ein- oder aussteigt. Sie ist wirklich das absolute Gegenteil einer Umsteige-Station. Auf der Suche nach der richtigen Bushaltestellte fällt uns auf, dass es hier nur eine gibt, weil Stelle die Endstation der 64 ist. Das ist deshalb kurios, weil der Sportplatz Frauenkopf die Endstation in der Gegenrichtung ist und die Fahrt dorthin dauert nur 5 Minuten. Es ist also die kürzeste Buslinie Stuttgarts, die aber immerhin im 20-Minuten-Takt fährt. Als dann der Bus tatsächlich um die Ecke biegt, können wir uns das Grinsen nicht verkneifen: Ein Kleinbus mit 10 Plätzen mit einem gutgelaunten griechischen Opa am Steuer. Die mathematische Gleichung bei 5 Minuten Fahrtzeit und 20-Minuten-Taktung: Alle 5 Minuten eine 15-minütige Pause an der Endstation – und die wird kettenrauchend damit verbracht, in einer Affenlautstärke Telefonate auf Griechisch zu führen. Ein echtes Stück Stuttgart! Kurios klingt auch der Vereinsname des heutigen Gastgebers, der 2011 aus einer Fusion von gleich vier Vereinen entstand. Zur SKG Hedelfingen, dem SKV Rohracker, dem TV Hedelfingen und dem VfL Wangen kam 2015 mit dem SV Obertürkheim sogar noch ein fünfter Verein dazu. Verständlich, dass es da am einfachsten war, sich solch einen abstrakten Namen zu geben. Der neue Großverein bietet fast 20 Sportarten an, darunter auch Fußball, wofür der Platz des SKV Rohracker im Stadtteil Frauenkopf genutzt wird. An und für sich ein unspektakulärer Kunstrasenplatz mitten im Wald, der aber mit einem urigen Vereinsheim punkten kann, der stark an eine Almhütte erinnert. Das alpine Feeling wird durch die abenteuerliche Anreise mit der 64 verstärkt und wir sind sogar richtig froh, uns nach Abpfiff den Spaß ein zweites Mal gönnen zu dürfen, ehe es um 2.28 Uhr dann mit dem umso größeren ICE nach Dresden geht.