Sonntag, 20. Oktober 2019, 14 Uhr
Budapest, Ady Endre utcai Stadion
Mit der urigen Straßenbahn geht es von der ebenso urigen Kopfbahnhaltestelle am Budapester Ostbahnhof in den Bezirk Pesterzsébet (Pest-Elisabeth), der fast durchweg aus gemütlichen Wohnvierteln besteht. Optisch sticht da schon allein das Kassenhäuschen des Stadions an der Ady Endre utca heraus, an dem der ausgeschriebene Name des oft nur als ESMTK abgekürzten Vereins zu lesen ist: Erzsébeti Spartacus Munkás Testgyakorlók Köre – Elisabether Kreis für Körperertüchtigung. Die Zusätze Munkás (Arbeiter) und Spartacus zeigen, dass wir uns hier in einem Arbeiterviertel befinden. Das Munkás stammt übrigens nicht erst aus der kommunistischen Ära, sondern so hieß der Verein schon bei seiner Gründung im Jahr 1907. Das Spartacus kam 1973 nach einer Fusion mit dem Verein Erzsébeti Spartacus hinzu. Aus der Gründungszeit könnte auch noch die wunderschöne Haupttribüne aus Holz stammen, ein Traum. Nicht unerwähnt bleiben soll die Toilette, in der sich direkt neben dem Pissoir eine Dusche befindet – selbstredend ohne Vorhang. Die wirft ebenso Fragen auf wie das ganze Brimborium, das die Ordner schon wieder veranstalten: Kontrollen am Eingang wie in der Champions League und eine strikte Blocktrennung, wegen der sogar die Gegengerade ab der Mittellinie abgesperrt wird. Sényő ist ein Dorf mit 1.300 Einwohnern in Ostungarn, von dort ist exakt ein 9er-Bus mit komplett friedlichen Familien angereist, die sogar Kinder dabei haben. Ähnlich sieht es inzwischen leider auch auf der Heimseite auf. Auch der ESMTK gehörte einst zu den Budapester Vereinen mit Ultras – und die bereits 1993 gegründeten Ultras ESMTK gehörten ganz klar zu den besten ihrer Zunft. Übrig geblieben sind ein paar alte Männer hinter zwei Zaunfahnen, die zumindest noch ein bisschen dafür sorgen, dass es hier Fankultur gibt. Schmerzt trotzdem, wenn man sieht, dass man im Stadion immer noch Spuren der Ultras ESMTK findet.