Sonntag, 1. September 2019, 10.15 Uhr
Berlin, Silbersteinsportplatz
Nach der mageren Ausbeute am gestrigen Samstag steht heute wieder wie gewohnt ein Dreier in Berlin an. Ständiger Kandidat für den Auftakt eines Sonntags in der Hauptstadt sind die NSF Gropiusstadt, die ihre Heimspiele fast immer am Vormittag austragen. Heute wird dieser Joker mal gezogen. Sie sind die Fußballabteilung der Neuköllner Sportfreunde, die seit 2012 nach Mitgliederbeschluss aber nur noch unter diesem verkürzten Namen und mit dem Zusatz Gropiusstadt antreten. Die Gropiusstadt ist eine in Neukölln in den 1960er- und 1970er-Jahren entstandene Großwohnsiedlung mit knapp 40.000 Einwohnern. Bei Baubeginn galt sie als Vorzeigeprojekt mit hoher Lebensqualität. Der Grundstein wurde von Willy Brandt gelegt, benannt wurde sie nach dem Bauhaus-Gründer Walter Gropius, der auch die Pläne entworfen hatte. Der Anteil der Sozialbauwohnungen liegt in der Gropiusstadt bei krassen 90 Prozent, schnell entwickelte sie sich zur Problemsiedlung. Die vielleicht bekannteste Bewohnerin war Christiane Felscherinow („Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“). Warum sich die Fußballer der Neuköllner Sportfreunde nach diesem Ort benannt haben, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ohnehin befindet sich der Silbersteinsportplatz, auf dem sie spielen, in einer völlig anderen Ecke von Neukölln als die Gropiusstadt. Hier dominieren Altbaufassaden das Viertel, zwischen denen der Silbersteinsportplatz etwas versteckt liegt. Abgesehen von der interessanten Lage hat er jedoch nicht allzu viel zu bieten. Nettes Sportcasino, vereinzelte Sitzbänke, eine Liege, viel Unkraut. Bezeichnend sind die Wäscheständer vor den Umkleidekabinen, an denen frisch gewaschene Trikots trocknen. Kreisliga-Romantik mitten in Berlin.