Sonntag, 8. September 2019, 13 Uhr
Neuenbürg, Sportplatz Arnbach
Groß war die Freude, als ich gehört hatte, dass sich der 1.FC Pforzheim neu gegründet hatte. Macht natürlich deutlich mehr Spaß, die Grounds im Fußballkreis Pforzheim mit dem FCP zu machen, wenn dort eine Fanszene aktiv ist. Als ich mir dann aber die Gegner ansah, auf die er in der Kreisklasse C trifft, war es mit der Vorfreude auch schon wieder vorbei: Fast durchweg zweite Mannschaften von Vereinen, deren Grounds längst eingetütet sind. Ein paar wenige noch fehlende Grounds sind aber dabei und dazu gehört auch der Sportplatz in Arnbach. An und für sich ein unspektakuläres Ding, allerdings in einen kleinen Waldhang hinein gebaut, wodurch sich an zwei Seiten eine Kessellage ergibt. Spannender ist, was der FCP so mitbringt. In puncto Ultras war der alte FCP früh bei der Sache, bereits 1997 gründete sich mit der Goldstadt-Brigade die erste Gruppe. Führend involviert war sie in eine szeneübergreifende Initiative in der Saison 2001/02, als in der Oberliga Baden-Württemberg mehrere Vereine mit kleiner Fan- und/oder Ultrasszene spielten. Es war sozusagen die goldene Saison der Oberliga Baden-Württemberg. Dazu zählten neben dem FCP vor allem die Spvgg 07 Ludwigsburg mit ihrer Legion Gelbe Adler, aber auch Ditzingen, Heilbronn, Villingen, Pfullendorf und Sandhausen sowie die zweiten Mannschaften des SC Freiburg und der Stuttgarter Kickers, die damals von ihren Ultras supportet wurden. Eben weil in dieser Saison auf den Rängen im Ländle etwas los war, geriet der SWR scharf in die Kritik, weil er keinen Oberliga-Fußball im Fernsehen zeigte. Die Initiative „Oberliga ins TV“ wurde gegründet und der 9. Mai 2002 zum Aktionstag ausgerufen, bei dem die beteiligten Szenen Protestspruchbänder zeigten. Ludwigsburg sammelte damals die Fotos und Eindrücke und stellte sie online, der Beitrag ist immer noch zu sehen (hier zu sehen). Irgendwie ein Stück Zeitgeschichte, was besonders für den Schreibstil jener Tage gilt. In den Folgejahren gründeten sich beim alten FCP neben der Goldstadt-Brigade mit den Pforzheimer Jungs und den Boys United zwei weitere Gruppen, die jedoch 2010 mit der Fusion von FCP und VfR zum 1.CfR Pforzheim von der Bildfläche verschwanden. Noch in den Wochen vor der Fusion machten insbesondere die Pforzheimer Jungs mit Spruchbändern im Stadion und anderen Aktion gegen den Zusammenschluss mit dem Stadtrivalen mobil, verhindern konnten sie ihn aber nicht. Konsequenterweise beendeten danach die Ultras ihr Engagement, entsprechend trist geht es beim 1.CfR zu, der in der Oberliga einen der niedrigsten Zuschauerschnitte hat. Und damit kommen wir zur eingangs gestellten spannenden Frage, die da lautet: Kehren die Ultras zum neuen FCP zurück oder waren die neun Jahre eine zu lange Durststrecke? Kürzen wir es ab: Die Gruppenfahnen der vergangenen Tage hängen beim neuen FCP nicht. Eine weiß-goldene „Goldstadt“-Fahne könnte als Referenz an die Goldstadt-Brigade zu sehen sein, der Name taucht aber nirgendwo auf. Und auch die Leute, die den FCP neu gegründet haben und sich bei ihm engagieren, entstammen irgendwie diesem alten Kreis, stellen selbst aber keine Verbindung her. Es ist in dieser Hinsicht wirklich ein Neuanfang. Irgendwo verständlich nach der langen Zeit, aber ich selber hätte es mir anders gewünscht, zumal Pforzheim ein entscheidendes Kapitel der Geschichte der Ultras in Baden-Württemberg ist. Mehr erwartet hätte ich auch von der Zahl derer, die den FCP auswärts begleiten. Zaunfahnen hängen zwar, aber es sind gerade einmal 20 Gästefans – ohne irgendeine Form von Support. Der monsunartige Regen ist da nicht wirklich eine Ausrede. Kleines Trostpflaster: Da der neue FCP fast nur bei zweiten Mannschaften spielt, werden die Auswärtsspiele meist schon um 13 Uhr angepfiffen. Das gibt Gelegenheit, im Anschluss noch ein weiteres Spiel anzuschauen.