Sonntag, 10. Februar 2019, 15 Uhr
Carate Brianza, Stadio Claudio Casati
Gemütlich geht es weiter ins 50
Kilometer entfernte Carate Brianza (18.000 Einwohner), wo die Häuser
immer grauer und das Wetter immer schlechter wird. Die Lombardei
zeigt sich mal wieder von ihrer besten Seite. Es fehlen nur noch die
Nutten in den Kreisverkehren und das Bild ist perfekt. Angekommen am
Stadionparkplatz steigt dann aber die Freude schlagartig, denn
zeitgleich mit uns trudelt auch der etwa 50-köpfige Ultras-Haufen
aus Lecco ein. Hoher Altersschnitt, richtig geile Truppe, voller
Respekt! Da hat sich die Anreise schon gelohnt, nur um die über den
Parkplatz stolzieren zu sehen. So etwas kann halt kein Foto und kein
Youtube-Video vermitteln. Die Carabinieri sind ebenfalls auf Zack:
Helm auf dem Kopf, Schild und Knüppel in der Hand – da kommt nicht
irgendwer. Calcio Lecco war vor allem in den 1960er-Jahre eine dicke
Nummer und spielte sogar eine Saison in der Serie A. 1973 erfolgte
der Abstieg aus der Serie B, seitdem krebst der Verein zwischen 3.
und 5. Liga herum. Seine Ultras- und Fanszene konnte sich Lecco aber
über all die Jahre bewahren, so dass auch heute wieder eine
stattliche Anzahl dabei ist. Umso unverständlicher, warum das Spiel
vom größeren Stadio XXV Aprile ins direkt danebenliegende, deutlich
kleinere Stadio Claudio Casati verlegt wird. Klar, es liegt am
Wetter, denn im kleineren Stadion liegt Kunstrasen aus. Dafür
besteht der Gästeblock dort im Prinzip nur aus einem Gebüsch, in
das sich die rund 150 mitgereisten Lecchesi pressen müssen.
Unwürdig. Der Support scheint darunter aber nicht wirklich zu
leiden, es wird das übliche italienische Programm gefahren. Oft wird
den Diffidati gehuldigt und die Freiheit der Ultras besungen, ebenso
dauerhaft eine „Ultras liberi“-Fahne geschwenkt. Man merkt
schnell, dass man in Lecco mental sehr weit ist. Umso schöner, dass
der Verein klarer Tabellenführer ist und damit kommende Saison
wieder in der Serie C vertreten sein könnte. Daran kann auch das
überraschende Unentschieden in Carate Brianza nichts ändern.