Sonntag, 17. Februar 2019, 15 Uhr
Versailles, Stade Montbauron
Bei den Gelbwesten bleibt es heute mal
weitgehend friedlich. Das Polizeiaufgebot ist aber wie üblich
gigantisch und auch die Nervosität der Edelboutiquen an und neben
der Champs-Élysées, an denen der Marsch vorbeiführt, ist immens
hoch. Viele bleiben heute lieber geschlossen und verbarrikadieren
ihre Fenster und Türen. Als der Mob die Seine überquert und in
Richtung Les Invalides abbiegt, nutzte ich die Gunst der Stunde und
nehme die RER ab der gleichnamigen Station nach Versailles. Es kann halt auch nicht jedes Wochenende komplett eskalieren. Angekommen in der
Stadt des märchenhaften Schlosses von Sonnenkönig Ludwig XIV., die
zugleich Hauptstadt des Départements 78 (Yvelines) ist, herrscht
schlagartig ein anderes Bild als zuvor bei den Gelbwesten, denn
Versailles wird von Touristen regelrecht überrannt. Während alle
anderen aber nach der Ankunft am opulenten Bahnhof Château Rive
Gauche nach links in Richtung Schloss abbiegen, geht es für mich
jedoch nach rechts in Richtung Stade Montbauron. Dort gibt es zwar keine
Touristen, aber auch dort präsentiert sich Versailles très chic.
Die gesamte Stadt ist fächerförmig auf das Schloss ausgerichtet und bei einer derart
alten Stadtstruktur ist natürlich noch viel alte Bausubstanz
vorhanden. Und das sogar in einem recht guten Zustand. Die Stadt hat
halt Geld. Das sieht man auch am Stade Montbauron. Obwohl der
Jugendverein von Thierry Henry in seiner Geschichte nie über die 3.
Liga hinaus kam (und auch dort nur vier Jahre lang spielte), besitzt
er ein recht stattliches Stadion, das zu früheren Zeiten mit
Sicherheit zweitligatauglich gewesen wäre. Es lässt sich wirklich
nur damit erklären, dass es der Kommune finanziell so gut geht. Das
scheint wohl auch für die Vereinskasse des FC Versailles zu gelten,
der lediglich ein paar Baguettes mit Brie anbietet, den Grill aber
nicht anschmeißt. In dieser bürgerlichen, wohlhabenden Ecke der
Île-de-France wundert das aber sowieso nicht so sehr. Man merkt auch
gleich, dass die Migranten-Kids auf den Zuschauerrängen fehlen (abgesehen von ein paar Gästefans), so
dass die Zuschauerkulisse hier noch trauriger ist als ohnehin in
Frankreich. Dafür haben die Gäste Le Blanc-Mesnil im Problem-Département 93 ordentlich Konfliktpotenzial auf dem Rasen stehen, so dass es schon während des Spiels zu zwei Unterbrechungen wegen Keilereien kommt. Mit Abpfiff springen bei den Gästen die Sicherungen dann völlig raus und es fliegen minutenlang die Fäuste. Tja, die gute Stube der 93.