Sonntag, 17. Februar 2019, 19 Uhr
Paris, Stade Pierre Coubertin
Mit der RER geht es zurück an den
Stadtrand von Paris, wo sich an der Porte de Saint-Cloud – nur
einen Steinwurf entfernt vom Parc des Princes – das Stade Pierre
Coubertin befindet. In Schlagdistanz zu Frankreichs Medienzentrum, wo
unter anderem die Fernsehsender TF1, Canal+ und France 24 hinter
modernen Glasfassaden ihren Hauptsitz haben, tragen die
PSG-Handballer ihre Heimspiele aus. Alles schon fünf Nummern edler hier als im Nordosten von Paris. Der Westen und vor allem die westliche banlieue von Paris gelten aber auch als die nobelste Ecke. Hier wohnt die Bourgeoisie, das sieht man sofort. Genau wie die Fußball-Abteilung
wurde auch der im Vorort Asnières-sur-Seine (Département 92)
gegründete Handball-Verein aus politischen und finanziellen Gründen nach Paris
transferiert, allerdings erst 1992 und damit erst 22 Jahre nachdem
aus dem Fußballverein Stade Saint-Germain ein Pariser Verein mit dem
seltsamen Namen „PSG“ wurde. 2001 verließen die
Asnières-Handballer zwar PSG und machten unter dem Namen „Paris
Handball“ als eigenständiger Verein weiter. Als jedoch die
Scheichs von Katar bei den PSG-Fußballern einstiegen, sahen sie auch
im Handball Potenzial und holten 2012 die Asnières-Handballer zu PSG
zurück. Wurde der Verein bis dato noch nie Meister, folgte 2013
prompt der erste Titel. Zuletzt wurden die PSG-Handballer, bei denen
auch der Deutsche Uwe Gensheimer spielt, viermal in Folge Meister.
Was Fußballer und Handballer von PSG ebenfalls eint: Das Stadion ist
jeweils ne ziemliche Wucht. Das Stade Pierre Coubertin wurde bereits
1937 anlässlich der Weltausstellung gebaut und sich seinen Charme
aus genau dieser Zeit bewahrt. Durch die Bauweise mit gleich drei Rängen
kommt die Halle mit ziemlich wenig Platz aus und ist sehr kompakt.
Der eigentliche Höhepunkt ist jedoch, dass die PSG-Ultras auch ihre
Handballer unterstützen, so dass nicht nur auf dem Parkett für
beste Unterhaltung gesorgt ist. Zumindest in der Virage Auteuil des
Parc des Princes ist ja seit der Gründung des Collectif Ultras Paris
wieder richtig Leben eingekehrt. Zwar nur peu à peu, aber inzwischen
erinnert das zumindest optisch voll an die Tage, als Supras Auteuil,
Authentiks, Grinta & Co. noch in der Virage Auteuil aktiv waren.
Eine Kostprobe davon gibt‘s heute auch beim Handball. Das Collectif
ist mit etwa 40 Leuten am Start und powert die vollen 60 Minuten
durch. In so einer engen Halle braucht es gar nicht viel mehr Leute,
um richtig Alarm zu machen, so dass man die Stimmung zweifelsohne als
genial bezeichnen kann. Leider hat sich mit diesem Höhepunkt der
Paris-Trip schon wieder erledigt. Noch ein 33-Kolonialbier an der
Porte de Saint-Cloud, dann ein paar Stunden im Hotel schlafen und
mit dem ersten TGV zurück nach Deutschland, um am Montagmorgen wieder pünktlich
bei der Arbeit zu erscheinen.