Samstag, 16. Februar 2019, 20 Uhr
Paris, Stade Maryse Hilsz
Paris ist die wohl einzige
Millionenstadt der Welt, in der es keine Fußballstadien gibt. Nun,
offiziell zwar schon, aber alle liegen sie nur wenige Meter von der
Stadtgrenze entfernt. In der eigentlichen Stadt aber gibt es kein
einziges Stadion. Das liegt an der sehr eigenwilligen Struktur von
Paris, das – anders als zum Beispiel Berlin – seine Vororte nie
großflächig eingemeindet hat. Zwar ist Paris städtebaulich mit
seinen Vororten verschmolzen, die uralte Stadtgrenze ist aber noch
heute gut zu erkennen, denn entlang der früheren Stadtmauern
verläuft der boulevard périphérique, die ringförmig um Paris
verlaufene Stadtautobahn, die die eigentliche Stadt von der banlieue
trennt. Die Ausfahrten des BP sind nach den früheren Stadttoren
(Portes) benannt, die zwar längst nicht mehr stehen, an denen sich
der Verkehr aber immer noch orientiert. In der Regel sind die Portes
riesige Kreisverkehre, die einerseits eine Verbindung zum BP
herstellen, andererseits die einzige Schnittstelle zwischen Paris und
dem jeweiligen Vorort bilden, da man den BP ansonsten in der Regel
nicht überqueren kann. Durch diese besondere Konstruktion verfügt
Paris entlang des BP noch über einige unbebaute Flächen, die es in
der mit 21.000 Einwohnern pro Quadratkilometer am dichtesten
besiedelten Großstadt Europas sonst nicht gibt. Oder anders gesagt:
Nur entlang des BP ist überhaupt Platz für Stadien. Berühmtester
Vertreter ist der Parc des Princes, unter dem der BP hindurchläuft.
Es gibt aber auch noch ein gutes Dutzend weiterer Stadien entlang des
BP, einige davon mit Ausbau. So auch das Stade Maryse Hilsz, das
unweit der Porte de Montreuil steht. Das Publikum ist hier noch etwas
spezieller als zuvor in Aubervilliers. Tatsächlich sitzen vier bis
fünf Gruppen von Jugendlichen herum, die allesamt einen
Bluetooth-Lautersprecher dabei haben, mit dem sie sich Rap-Battle mit
den anderen Gruppen liefern. Natürlich wird dabei auch wieder ein
Jahresvorrat an Gras weggequarzt. Fußball in Frankreich – immer
wieder ein Spektakel. Spannend bleibt es an der Tabellenspitze der
Île-de-France-Liga: Der Gobelins FC, der sich auf die berühmte
Pariser Teppich-Manufaktur Gobelins bezieht, gewinnt sein Heimspiel
gegen Le Mée und übernimmt damit die Tabellenführung.