Samstag, 20. Oktober 2018, 10 Uhr
Chalandri, Stadium Nikos Perkizas
Griechenland, mein liebstes Reiseziel
in Europa. Beim Fußball ist der Teufel los, das Wetter meist gut,
die Küche lecker, das Preisniveau niedrig, die Gastfreundschaft
hervorragend und obendrauf gibt es geschichtlich an jeder Ecke etwas
zu erleben. Griechenlands größtes Plus ist aber auch Griechenlands
größtes Minus: Dieses Land ist einfach viel zu chaotisch, als dass
sich verlässlich mit ihm planen lasse. Zu oft haben schon Streiks,
Spielverlegungen oder auch der Tod des Patriarchen von Konstantinopel
(Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche) samt nachfolgender
Staatstrauer die Pläne durchkreuzt. Dieses Mal aber gibt es kein
Pardon, denn durch den Aufstieg von Aris findet nach vierjähriger
Abstinenz wieder das Stadtderby von Saloniki statt. Pflichttermin.
Von Stuttgart aus lässt es sich natürlich wieder gewohnt günstig
und bequem in die Hauptstadt Makedoniens fliegen, schließlich wird
Stuttgart ja als größte griechische Stadt außerhalb Griechenlands
bezeichnet, weshalb die Verbindungen speziell in den ärmeren Norden
des Landes, woher der absolute Großteil der griechischen Einwanderer
stammt, überdurchschnittlich gut sind. Das Derby von Saloniki sorgt
deshalb auch in Stuttgart für Aktivität. So ging in den vergangenen
Tagen nicht nur die Aufkleber-Präsenz an den Wänden und
Laternenmasten der Landeshauptstadt nach oben, sondern mit in meinem
Flieger befindet sich auch eine Abordnung von Super 3 Stuttgart, die
kurioserweise direkt in den Reihen vor mir Platz nimmt. Von
PAOK-Leuten hingegen wie erwartet keine Spur, denn Aris hat Heimrecht
und dieses Spiel findet natürlich unter Gästeausschluss statt.
Während sich die Stuttgarter Super-3-Abordnung bis zum Derby noch
zwei fette Abende in Saloniki machen, geht es für mich nach Ankunft
am Makedonia-Airport mit dem Flughafenbus und dem ersten Frappé in
der Hand einmal quer durch diese fußballverrückte Stadt (kaum eine
Wand ohne Schmiererei) direkt zum Bahnhof, um noch den 15-Uhr-Zug
nach Athen zu erwischen – denn der Samstag wird selbstverständlich
nicht in Tavernen verplempert. Zumindest nicht komplett. Und so steht
nach kurzer Nacht am Omonia-Platz, wo normalerweise die günstigsten Hotels in Athen zu finden, am nächsten
Morgen gleich das erste von drei Spielen des Tages auf dem Programm.
Wie üblich tragen die A-Jugend-Teams der Profis vormittags die
gleichen Partien aus, die nachmittags bzw. abends auch in der Super
League stattfinden. Da heute Nachmittag auch Panathinaikos ein
Heimspiel bestreitet (inzwischen wieder im Olympiastadion), ist die
Auswahl am Vormittag sogar üppig, den Zuschlag erhält aber auch bei
der Jugend die Partie zwischen Apollon Smyrnis und AEK – weil das
Nikos-Perkizas-Stadion wesentlich einfacher per ÖPNV erreichbar ist.
Es befindet sich direkt an der Bahnstation Pentelis, die von der
Proastiakos bedient wird, also der Athener Vortortbahn.
Verwaltungspolitisch befindet man sich hier bereits im Vorort
Chalandri, wobei man allerdings nicht wirklich etwas davon merkt,
nicht mehr in Athen zu sein. Zum einen sind die Athener Vororte
längst mit der Hauptstadt verwachsen, zum anderen gilt die
Metro-Tageskarte auch für die Proastiakos in den Vororten.