SF Dobel – 1.FC Calmbach 0:5

Deutschland, Kreisklasse A Pforzheim – Staffel 2 (9. Liga)
Mittwoch, 31. Oktober 2018, 19 Uhr
Dobel, Sportplatz Dobel

Nachdem ich am Wochenende im Jura bereits den ersten Schnee des Winters gesehen habe, bin ich bestens präperiert für den Ausflug nach Dobel (2.300 Einwohner), das auf 700 Metern Höhe liegt. Da kann man durchaus von einem Heimvorteil sprechen, denn Calmbach liegt zwar nur acht Kilometer Luftlinie von Dobel entfernt, allerdings beachtliche 300 Meter tiefer. Der Blick auf das Ergebnis zeigt jedoch, dass dieser Heimvorteil nicht wirklich ausgespielt werden konnte. Interessant ist, dass sowohl Dobel als auch Calmbach im württembergischen Landkreis Calw liegen, beide jedoch zum Badischen Fußballverband gehören – inzwischen. Denn die Meisterwimpel im gemütlichen Vereinsheim (mit Holzofen!) zeigen, dass die Sportfreunde Dobel noch vor 30 Jahren zum WFV gehörten. Nach und nach wechselten jedoch alle Vereine aus dem nordwestlichen Zipfel des Landkreises Calw zum BFV, auch wenn das von den Entfernungen her nicht unbedingt ein Unterschied ist. Das gilt vor allem für die Auswärtsspiele oben in Dobel, die so oder so ein ganz schöner Ritt sind. Durch die abgeschiedene Lage entwickelte sich jedoch früh der Tourismus in Dobel. Einst machte hier sogar die spanische Königin Sophia Ulraub. Die Hauptrolle des Dobler Tourismus spielte das Kurhotel Sonne, das 1944 bei einem Bombenangriff zerstört wurde. Immerhin: Im Vereinswappen der Sportfreunde lebt es quasi weiter – das zeigt nämlich eine Sonne. In Wirklichkeit hat die aber nichts mit dem Hotel, sondern mit dem Spitznamen von Dobel zu tun. Das Örtchen bezeichnet sich nämlich als „Sonneninsel des Schwarzwalds“, woher auch der Name des Hotels rührt. Auch wenn davon an diesem bittelkalten Abend nicht viel zu merken ist.
 
















 

Rheinfeldener Kickers – FV Fahrnau II 0:2

Deutschland, Kreisliga C Hochrhein – Staffel 3 (11. Liga)
Sonntag, 28. Oktober 2018, 18 Uhr

Rheinfelden in Baden, Europastadion – Platz 2

Zum Abschluss der Tour wartet noch ein 18-Uhr-Spiel auf seinen Besuch, was an einem Sonntag im Amateurfußball ein absoluter Ausnahmefall ist. Allerdings sind die Rheinfeldender Kickers auch kein normaler Verein. Doch zunächst wird die vorhandene Zeit genutzt und sich in der Stadt umgesehen, die in eine deutsche und einen schweizerische Hälfte aufgeteilt ist. Dass die Stadt nie im eigentlichen Sinne geteilt wurde, merkt man recht schnell, denn während die Schweizer Seite mit einer schicken Altstadt aufwartet, ist die deutsche Seite eher unspektakulär. Tatsächlich existierte Rheinfelden lange Zeit nur auf Schweizer Seite. Erst mit dem Bau der Eisenbahn entstand das deutsche Rheinfelden. Die Verbindung von Basel nach Bad Säckingen wurde nämlich vom Großherzogtum Baden gebaut, weshalb der Rheinfeldener Bahnhof auf deutscher Seite entstand. Das erklärt die Kuriosität, dass das Empfangsgebäude des deutschen Bahnhofs auf die Schweiz ausgerichtet ist, er mit dem deutschen Teil Rheinfeldens aber durch eine Unterführung verbunden ist. Mit dem Bahnhof und später dem ersten Wasserkraftwerk Europas, das hier in Rheinfelden steht, entstand auch auf der deutschen Seite eine Stadt, die keinen eigenen Namen erhielt, sondern sich ebenfalls Rheinfelden nannte. Beide Städte sind jedoch eng miteinander verbunden und betreiben beispielsweise ein gemeinsamen Bus-System. Wie wichtig diese grenzüberschreitende Ausrichtung im deutschen Rheinfelden ist, kann man ganz deutlich am Namen des Stadions ablesen: Europastadion. Auf dessen Nebenplatz spielen die erst 2016 gegründeten Rheinfeldener Kickers, die sich überwiegend aus Flüchtlingen zusammensetzen. Als offenbar fünftes Rad am Wagen müssen die Kickers mit dem Nebenplatz und dieser seltsamen Uhrzeit Vorlieb nehmen. Zwölf Zuschauer wollen immerhin dabei sein, die einem ziemlich unterirdischen Kick zu sehen bekommen.
 




















 

SR Delémont – FC Solothurn 2:2

Schweiz, 1. Liga (4. Liga)
Sonntag, 28. Oktober 2018, 14.30 Uhr
Delémont, Stade de la Blancherie

Die Schweiz ist ein sehr heterogenes Land: Während sich die Deutschschweiz kulturell kaum von Baden-Württemberg unterscheidet, wähnt man sich in Genf und Lausanne bereits in Paris. Im Tessin fühlt man sich nach wie vor der Italianità verpflichtet, also der gesamt-italienischen Lebensart, und dann sind da auch noch die abgeschiedenen Bergregionen, in denen in rätoromanische Sprache überlebt hat. Man wundert sich, dass es in einem Land mit unterschiedlichen Kulturen und vier verschiedenen Sprachen augenscheinlich so besinnlich zugeht. Allerdings stimmt das nicht ganz, denn es gibt eine Region in der Schweiz, die ein Unruheherd ist: das Jura, das sich westlich von Basel entlang der französischen Grenze zieht und zusammen mit dem Tessin als ärmste Region der Eidgenossenschaft gilt. Das Schweizer Jura besteht aus sechs Bezirken, die allesamt französischsprachig sind und ursprünglich dem ansonsten deutschsprachigen Kanton Bern angehörten. 1947 ereignete sich die sogenannte Möckli-Affäre: Der Kanton Bern verweigerte einem Politiker aus dem Jura, Bauminister des Kantons zu werden. Begründung: Dieses Amt könne man keinen französischsprachigen Politiker geben, weil es zu wichtig sei. Es kam zu Protesten, die Parole „Jura libre“ (freies Jura) machte die Runde und so kam es schweiz-typisch zu zwei Volksabstimmungen, bei denen über die Abspaltung des Jura vom Kanton Bern abgestimmt wurde. Das Jura ist in sich allerdings auch nicht homogen, denn während die Bezirke Delémont, Porrentruy und Franches-Montagnes katholisch sind, sind die drei anderen Bezirke Courtelary, Moutier und La Neuveville protestantisch – genau wie der restliche Kanton Bern. So stimmten nur die drei katholischen Bezirke des Jura für die Abspaltung, die seit 1979 den neu geschaffenen Kanton Jura mit seinem Hauptort Delémont bilden. Ruhe ist deswegen aber nicht eingekehrt. Es gab immer wieder Sprengstoffanschläge, der berühmte Unspunnenstein von Interlaken wurde geklaut und 2001 mit Europasternen verziert im Jura wieder aufgestellt sowie 2009 die auf dem geografischen Zentrum der Schweiz aufstellte Pyramide geklaut. 2013 kam es zur dritten Volksabstimmung, bei der die drei beim Kanton Bern verbliebenen Bezirke des Juras gefragt wurden, ob sie sich nicht doch dem Kanton Jura anschließen wollen. Diese lehnten erneut ab. Beendet ist der Konflikt damit aber nicht. Es wundert also nicht, dass man gleich am Ortseingang von Delémont (12.500 Einwohner) ein Haus sieht, an dem „Jura libre“ zu lesen ist. Die Parole begegnet einem im Stadtbild immer wieder. Auch an die Stadionmauer wurde sie gepinselt. Ansonsten merkt man deutlich, hier in einer abgeschiedenen Gegend der Schweiz gelandet zu sein. Im Jura ist in der Nacht bereits der erste Schnee gefallen, was dieses Bild nur unterstreicht – obwohl Basel nur 40 Kilometer entfernt liegt. Eine graue Maus ist inzwischen auch die SR Delémont, die immer mal wieder in der 1. Liga vertreten war (zuletzt in der Saison 2002/03), jetzt aber in die 4. Liga abgestürzt ist. Ein passender Gegner ist in der Hinsicht der FC Solothurn: Hier spielen zwei Hauptorte von Kantonen gegeneinander, die sich in einer Talsohle befinden. Bei beiden Vereinen gibt es zudem eine organisierte Ultras-Szene, wobei die Solothuner ganz klar ein paar Schritte voraus ist. Nur mit der Pünktlichkeit hat man es bei den Gästefans nicht ganz so, so dass erst ab der 20. Minute Vollzähligkeit vermeldet werden kann.