FSV Glückauf Brieske/Senftenberg – 1.FC Guben 1:3

Deutschland, Landesliga Brandenburg – Staffel Süd (7.Liga)
Samstag, 24. Juni 2023, 15 Uhr
Senftenberg, Elsterkampfbahn

30 Minuten nach der Meisterfeier der A-Jugend geht es auf dem Hauptplatz der Elsterkampfbahn mit der Landesliga weiter. Zum FSV Glückauf Brieske/Senftenberg, von dem ich damit nun zum vierten Mal innerhalb von acht Tagen eine Mannschaft spielen sehe, konnte ich bislang nicht viel sagen. Als treuer Match-Live-Leser (erstes bundesweit erscheinende Fan-Magazin, das man auch am Bahnhofskiosk kaufen konnte) kann ich mich noch erinnern, Ende der 90er einen Artikel über die Senftenberger Fanszene gelesen zu haben. Hier gab es also mal eine Fanszene, von der allerdings praktisch nicht übriggeblieben ist. Der Verein war schon lange vor der DDR ein Betriebssportverein, was natürlich mit dem Steinkohle-Tagebau rund um Senftenberg zu tun hat. Gegründet wurde man 1919 als FV Grube Marga. Für die Arbeiter eben dieser Grube Marga wurde auch die Gartenstadt errichtet, in der die Elsterkampfbahn steht. Zu lesen ist, dass der FV Grube Marga, der sich dann auch SV Sturm Grube Marga und schließlich SV Marga nannte, damals als „Schalke des Ostens“ bezeichnet wurde. Nach weiteren Umbenennungen in der unmittelbaren Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt der Verein schließlich 1954 den Namen SC Aktivist Brieske/Senftenberg. Noch als BSG Franz Mehring Marga qualifizierte man sich 1949 für die erste Saison der Oberliga. In der obersten Liga der DDR blieb man bis 1963, wurde dann als Absteiger nach Cottbus „delegiert“ und zum SC Cottbus, aus dem schließlich 1966 Energie Cottbus wurde. Die zweite Mannschaft blieb in Senftenberg und pendelte fortan zwischen 2. und 3.Liga. Nach der Wende gab sich der Verein den heutigen Namen FSV Glückauf Brieske/Senftenberg und bleibt damit der Tagebau-Tradition seiner eigenen Geschichte treu. Ein bisschen zu spüren ist die auch noch in der Elsterkampfbahn, weil diese schon ziemlich in die Jahre gekommen ist. Allerdings ist der Ausbau unspektakulärer als erwartet. Vermutlich gab es hier mal einen Rückbau, denn hinter den Toren befinden sich nur noch flache Grashügel und auf der Gegengerade rein gar nichts – nur noch ein moderner Funktionsbau. Umso mehr überzeugt die überdachte Haupttribüne, auf der es kräftig bröckelt. Ein alter, verrosteter Sprecherturm über dem Dach sorgt für das richtige DDR-Flair. Von der Senftenberger Fanszene ist wie vermutet praktisch nichts mehr übriggeblieben, auch wenn noch zwei Zaunfahnen hängen. Zu Gast ist heute der 1.FC Guben, der ein paar Fans inklusive Zaunfahne mitgebracht hat. Sie zeigen zu Spielbeginn das Spruchbahn: „So schön er auch ist, euer städtischer Strand, doch wir ham den geilsten Club hier im Land!“ Das war’s dann aber auch schon mit Aktionen, denn Support gibt es während des Spiels keinen. Nach Abpfiff geht es zum von den Gästefans schon angesprochenen Seeufer. Zunächst zu Fuß durch die Gartenstadt der Grube Marga, an deren Rand in Erinnerung noch eine alte Lokomotive steht, die am 25. Dezember 1999 das letzte Stück Braunkohle aus der seitdem geschlossenen Grube Marga transportierte, und dann mit dem Bus in die gemütliche Altstadt, in der sich auch mein Hotel befindet. Einchecken, dann ab ans Wasser. Der Braunkohle-Tagebau hat das Landschaftsbild rund um Senftenburg natürlich extrem geprägt. Die monströsen Bagger haben eine Mondlandschaft hinterlassen, die man nun aber nach und nach mit Wasser auffüllt und so künstliche Seen erschafft. Wenn einmal alle 23 Tagebaustätten renaturiert sind, hat man hier Europas größte zusammenhängende künstliche Seenlandschaft. Am recht modernen Stadthafen des zwischen 1967 und 1972 entstandenen Senftenberger Sees merke ich schnell, dass das eine richtig gute Idee ist! Hier kommen richtig krasse Urlaubsgefühle auf und ich hätte vorher niemals gedacht, dass Senftenberg mich so sehr begeistert. Am Abend leider wieder die in Ostdeutschland typische Problematik: Es wird früh Feierabend gemacht. Also geht’s nach dem obligatorischen Abendessen beim Asiaten zeitig ins Bett.