Dienstag, 18. Dezember 2018, 20.30 Uhr
İstanbul, Ali Sami Yen Spor Kompleksi
Vorgestern Beşiktaş, gestern
Fenerbahçe, heute Galatasaray. Läuft. Von der Mitgliederzahl her
ist Galatasaray der kleinste der drei großen Istanbuler Vereine, was
aber damit zu tun hat, dass er sich als der elitärste Verein gibt
und nur knapp 10.000 Mitgliedern offensteht. Hintergrund: Beşiktaş
und Fenerbahçe repräsentieren die gleichnamigen Stadtteile,
Galatasaray hingegen das elitäre Galatasaray-Gymnasium unweit des
Taksim-Platzes im Stadtteil Beyoğlu. Traditionell kann nur
Vereinspräsident werden, wer das Galatasaray-Gymnasium besucht hat.
In den Taksim-Platz mündet die İstiklal Caddesi
(Unabhängigkeitsstraße) ein, die so etwas wie der Kurfürstendamm
von Istanbul ist. Die vielen Jugendstilgebäude und die historische
Straßenbahn, die über den Asphalt vorbei am Galatasaray-Gymnasium
zuckelt, katapultieren einen 120 Jahre zurück – quasi in die Zeit
des Orient-Expresses. Da wir ja inzwischen auch am Taksim-Platz
residieren, führt auch uns der Weg stielecht am Gymnasium vorbei zum
Stadion. Bis 1940 spielte Galatasaray direkt am Taksim-Platz im
sogenannten Taskim-Stadion. An selber Stelle steht heute der berühmte
Gezi-Park, von dem 2013 die Anti-Erdoğan-Proteste ausgingen. Von
1964 bis 2011 spielte Galatasaray im Ali Sami Yen Stadyumu und bezog
dann einen modernen Neubau am Stadtrand, der übrigens von einem
Stuttgarter Architekturbüro geplant wurde. Ziemlich irre: Das neue
Stadion hat eine eigene Metro-Station an einem Ast der Linie M2, die
nur an Spieltagen angefahren wird. Da stellt sich erst recht die
Frage, wie sich da die Kosten rechnen. An Tickets zu kommen ist in
diesem Fall nicht schwer, denn Pokal-Gegner Keçiörengücü aus
Ankara ist nur ein Drittligist. Für 10 Lira (1,65 Euro) ist man
schon dabei. Mit Müh‘ und Not ist die Zuschauerzahl gerade so
vierstellig, aber glücklicherweise stehen die Galatasaray-Ultras
(UltrAslan) mit etwa 300 Leuten kompakt zusammen und supporten
durchgehend. Man bekommt von ihnen dadurch wesentlich mehr mit als
bei Beşiktaş und Fenerbahçe, wo die Stadien bumsvoll waren und
damit der Lärmpegel viel zu hoch. Ein paar richtig schöne Melodien
hat UltrAslan dabei, zwar auch viel türkischen Einheitsbrei, aber
doch auch einige seltenere Melodien. Macht Spaß! Sportlich macht
Galatasaray nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel nur das Nötigste, was
beinahe schief geht. Keçiörengücü kann dem haushohen Favoriten
dadurch immerhin ein Unentschieden abluchsen, was die knapp 50
mitgereisten Gästefans zu Recht wie einen Sieg feiern.