Samstag, 18. Mai 2019, 16 Uhr
Hildesheim, Friedrich-Ebert-Stadion
Ich weiß nicht, was mein Navi da getan hat, aber unbewusst hat es alles richtig getan. Statt zum Haupteingang des Friedrich-Ebert-Stadions führt es mich über einen Feldweg zum Gästeblock, wo direkt vor dem überraschenderweise geöffneten Kassenhäuschen geparkt werden kann. Ein Glück, denn mit 101.000 Einwohnern ist die Domstadt Hildesheim gerade so eine Großstadt und da kommt man dann doch nicht in nur fünf Minuten von einem zum anderen Ende der Stadt. In dem Fall wird es aber eine Punktlandung und mit dem Einlaufen der Mannschaften betrete ich die imposante Gegengerade des Friedrich-Ebert-Stadions. Das Tor zwischen Gästeblock und normalem Zuschauerbereich ist geöffnet und passierbar, der heutige Gegner ist schließlich nur der 1.FC Wunstorf. Interessanter ist der Gastgeber, der auf dem Verein für Volkssport basiert. Bis zur Gründung der Bundesliga war der VfV Hildesheim Oberligist und damit Erstligist, anschließend bis 1967 Zweitligist. Kurz nach der Jahrtausendwende geriet der Verein in finanzielle Schwierigkeiten und fusionierte mit dem früheren Rivalen Borussia Hildesheim zum heutigen VfV Borussia. Spielstätte blieb das Friedrich-Ebert-Stadion – logischerweise, wenn man schon solch ein Schmuckkästchen in der Stadt stehen hat. Zu entdecken gibt es hier an jeder Ecke etwas, aber das Fundstück des Tages steht eindeutig vor dem Wurststand: ein Schild, das darauf hinweist, dass es hier eine Bratwurst auf Champions-League-Niveau gibt. An Selbstvertrauen fehlt es nicht. Ehrensache, dass das Ding getestet wird, und auch wenn Geschmäcker verschieden sind: Schlecht schmeckt sie nicht. Sportlich ist die Partie ebenfalls nicht von schlechten Eltern, denn im Tabellenkeller der Oberliga Niedersachsen geht es an diesem letzten Spieltag verdammt eng zu, teilweise sind die Abstiegskandidaten punktgleich. Der 1.FC Wunstorf gehört dazu, weshalb die anwesenden Gästefans immer ein Auge aufs Handy und die anderen Oberliga-Partien haben. Entscheidend ist aber, was hier in Hildesheim läuft, und da besiegelt die 1:4-Niederlage den Abstieg.