Donnerstag, 21. November 2019, 19.30 Uhr
Stuttgart, Sportplatz Heslach
Der Sportplatz des SV Heslach liegt kurz vor dem Schattenring direkt an der vierspurigen Rotenwaldstraße – eine der am stärksten befahrenen Straßen, die aus dem Stuttgarter Talkessel herausführen. Gefühlt millionenmal bin ich an dem Ground schon vorbeigefahren und habe den Blick dabei immer in Richtung des Sportplatzes gerichtet, aber heute darf der Blinker endlich mal rechts gesetzt und tatsächlich ein Heimspiel des SV Heslach angesteuert werden. Unter der Woche ist das gar nicht so leicht, denn kurioserweise nimmt der Verein nicht am Stuttgarter Bezirkspokal teil. Der Kunstrasenplatz ist denkbar unspektakulär. Zustand sowie die niedrige Zuschauerzahl (einstellig) zeigen deutlich, dass der SV Heslach ein ziemlich müdes Dasein fristet. Allerdings liegt der Platz auch ein ganzes Stück vom zu S-Süd gehörenden Heslach entfernt. Abgesehen vom Standort an der Rotenwaldstraße ist die Lage des Sportplatzes dennoch interessant, denn im Umkreis von nur 300 Metern existieren gleich zwei interessante Sehenswürdigkeiten von Stuttgart. Zum einen ist das der Birkenkopf, der nach dem Zweiten Weltkrieg mit Kriegstrümmern aufgeschüttet wurde und dadurch die beachtliche Höhe von 511 Metern erreicht. Auf der Spitze des im Volksmund "Monte Scherbelino" genannten Berges hat man einen fantastischen Blick auf den Stuttgarter Talkessel. Noch immer ragen Trümmerreste der Altbaufassaden aus der Vorkriegszeit aus dem Boden heraus, die so etwas wie den architektonischen Schatz der Stadt darstellen. Ein bisschen gespenstisch, aber gerade verbunden mit der herrlichen Aussicht ein sehr interessanter Ort. Auf der anderen Seite des Sportplatzes befinden sich die Heslacher Wasserfälle, an denen die Gäubahn (Zugverbindung Stuttgart–Zürich–Milano) vorbeiführt. In der Kaiserzeit waren die Wasserfälle ein beliebtes Ausflugsziel, weshalb man hier 1896 einen kleinen Bahnhof (Stuttgart-Wildpark) gebaut hat, an dem die Züge seither hielten. 1961 wurde er zwar stillgelegt, das Gebäude besteht allerdings nach wie vor – und zwar im Inneren im Originalzustand. Ein echter Lost Place also, auch wenn die Treppenzugänge inzwischen mit Zäunen und Stacheldraht verschlossen wurden.