Freitag, 22. November 2019, 19.30 Uhr
Wandlitz, Sportplatz Mühlenstraße
Berlin, wa? Dürfte hier ja mittlerweile durchgedrungen sein, dass ich ziemlich auf das dicke B oben an der Spree stehe, so dass es in diesem Jahr schon zum dritten Mal in die Hauptstadt geht. Bei der Bahn wird mal wieder ein günstiger 22-Euro-Zug geschossen, wodurch es am Freitagmorgen zwar recht früh in Stuttgart losgeht, aber in Berlin steht kulturell gesehen immer noch genug auf der To-Do-Liste. Dieses Mal sind die Berliner Unterwelten dran, was sich auch deshalb sehr anbietet, weil mein Zug am Bahnhof Gesundbrunnen endet, wo wiederum die klassische Tour 1 des Unterweltenvereins startet. Die beginnt an einer völlig unscheinbar wirkenden Tür im U-Bahnhof Gesundbrunnen, hinter der sich einer der größten Luftschutzbunker des Zweiten Weltkriegs befindet. Mit 12 Euro ist der Preis zwar recht gesalzen, aber die Tour ist wirklich interessant und zeigt unter anderem auch das Berliner Rohrpostsystem. Fußballerisch hat die Hauptstadt dagegen heute Abend nicht wirklich viel zu bieten, weshalb auf Brandenburg ausgewichen wird. Nicht dramatisch, denn der Großteil der Brandenburgligisten sitzt am Berliner Stadtrand. Speckgürtel wäre dabei der falsche Begriff, denn da Berlin einst alles eingemeindet hat, was auch nur halbwegs Sinn macht, beginnt hinter dem Ortsschild der Hauptstadt unmittelbar die Prärie. Dort ist auch das seit 2003 zu Wandlitz gehörende 3.000-Einwohner-Örtchen Klosterfelde, das an der sogenannten Heidekrautbahn liegt, die von Berlin nach Groß Schönebeck führt. Seltsamerweise startet der Zug in Berlin nicht an einem der großen Bahnhöfe oder gar am Hauptbahnhof, sondern am völlig unscheinbaren Bahnhof Berlin-Karow – keinen Kilometer von der Landesgrenze zu Brandenburg entfernt. Der Zug fährt also wirklich nur so weit nach Berlin hinein wie nötig. Richtig kurios. Zwischen Berlin-Karow und Klosterfelde passiert der Zug die Waldsiedlung Wandlitz, in der zu DDR-Zeiten die hohen SED-Parteikader lebten, unter anderem Stasi-Chef Erich Mielke. Wäre auch noch eine Option für die Nachmittagsgestaltung gewesen, aber alles kann man nicht haben. Verkehrsgünstig liegt auch der Bahnhof von Klosterfelde, weil quasi direkt neben dem Sportplatz. Obwohl nur 24 Zug-Minuten von Berlin-Karow entfernt, herrscht hier eine völlig andere Atmosphäre als in der Hauptstadt, insbesondere als in Westberlin. Denn zu diesem Stadt-Land-Kontrast, der im Falle Berlin/Brandenburg besonders heftig ist, kommt ein starker DDR-Duft hinzu, der durch den aufziehenden Nebel verstärkt wird. Welcome to Dunkeldeutschland. Ein wenig deplatziert wirkt dagegen die einzige Zaunfahne auf Heimseite, auf die ein Dresdner „Dynamoland“-Patch genäht ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das repräsentativ für Klosterfelde ist.