Samstag, 30. November 2019, 15 Uhr
Rehden, Waldsportstätten
Samstags sieht es in Westfalen meist ziemlich mau aus mit Amateurfußball, in ganz Ostwestfalen findet heute tatsächlich nur ein einziges Spiel statt. Grund genug also, ins benachbarte Niedersachsen auszuweichen, wo man wesentlich spielfreudiger ist. Mit dem BSV Schwarz-Weiß Rehden, der in der Saison 2013/14 den großen FC Bayern in der ersten Runde des DFB-Pokals zog, wartet keine zehn Kilometer von der ostwestfälischen Grenze entfernt ein noch fehlender Nord-Regionalligist auf den Besuch. Des einen Freud, des anderen Leid, denn für den Rest der Liga liegt Rehden ziemlich weit ab vom Schuss. Für den heutigen Gegner aus Flensburg bedeutet das eine Anreise von exakt 333 Kilometern. Von Bielefeld aus geht es mit dem Zug über Osnabrück in die Kreisstadt Diepholz, von wo aus im 60-Minuten-Takt ein Linienbus vorbei an roten Backstein-Bauernhöfen nach Rehden zuckelt. Der Streckenabschnitt von Osnabrück nach Diepholz sorgte innerhalb der Reisegruppe schon im Vorfeld für große Diskussionen, denn er liegt komplett in Niedersachsen und dort hat man im Dezember 2017 auf zahlreichen Strecken – auch auf eben dieser – ein Alkoholverbot eingeführt. Es finden wohl tatsächlich Kontrollen statt, die Strafe bei Nichtbeachtung liegt bei 40 Euro. Wäre ja eigentlich kein Problem, 45 Minuten lang nichts zu trinken, aber wenn man nicht darf, will man bekanntlich erst recht. Tatsächlich können wir der Versuchung widerstehen, geraten jedoch in eine Fahrgastbefragung der Bahn, bei der dem Unmut über dieses bescheuerte Verbot kräftig Ausdruck verliehen werden kann. Die arme Frau schaut ziemlich dumm aus der Wäsche, denn das ist das einzige, worüber wir sprechen wollen. 90 Minuten vor Anpfiff spuckt uns der Linienbus in Rehden aus und schnell stellen wir fest, in einem der langweiligsten Orte Deutschlands gelandet zu sein. Dass der örtliche Edeka bereits um 18 Uhr schließt, sagt eigentlich schon alles. Abgesehen von einem etwas skurrilen Pizza-/Döner-Imbiss hat der Ort absolut nichts zu bieten. Immerhin 185 Zuschauer verirren sich ins Stadion, darunter auch eine Handvoll Gäste von der dänischen Grenze. Eigentlich ganz nette Bude und auch sympathische Leute, lediglich die jüngere Geschichte des BSV Schwarz-Weiß Rehden trübt ein wenig: In den 1990er-Jahren gelang dem Verein der Durchmarsch von der Kreisliga in die Oberliga, was natürlich nur mithilfe eines finanzstarken Gönners möglich war. Dass es der Verein obendrauf nicht hinbekommt, als Regionalligist eine eigene A-, B- und C-Jugend auf die Beine zu stellen, sondern eine Spielgemeinschaft mit umliegenden Orten eingehen muss, ist auch nicht gerade eine Ruhmbekleckerung.