Sonntag, 5. Mai 2019, 13 Uhr
Berlin, Hubertus-Sportplatz – Platz 1
Eigentlich sollte heute Nachmittag der Jahn-Sportpark mit der Regionalliga-Partie zwischen dem BFC Dynamo und dem SV Babelsberg fallen. Wenige Tage zuvor fiel den Verantwortlichen jedoch auf, dass das Stadion baufällig ist und das Spiel damit abgesagt wurde. Reiner Zufall natürlich, dass es ausgerechnet ein Spiel dieser Kragenweite getroffen hat. Eine Alternative muss her und die findet sich recht schnell beim Berliner SC. Das Stadion (wir hier als Platz 4 geführt) des deutschen Meisters von 1930 wird derzeit nämlich saniert, weshalb er auf Platz 1 des Hubertus-Sportplatzes spielt, den man sonst nicht machen kann, da dort nur die Rugby-Abteilung des BSC zu Werke geht. Ist also ein angemessenes Trostpflaster für die Spielabsage im Jahn-Sportpark. Der Berliner SC war mal eine große Nummer im deutschen Fußball, was vor allem der Fusion mit dem damaligen BFC Hertha zu verdanken war. Hertha wurde 1923 wegen finanzieller Probleme/Streitigkeiten vom Spielbetrieb ausgeschlossen und fusionierte daher mit dem finanzstarken BSC zu Hertha BSC. Das neue Konstrukt schlug sportlich ein wie eine Bombe: Sechsmal in Folge erreichte Hertha BSC das Finale um die deutsche Meisterschaft, von denen zwei (1930 und 1931) gewonnen werden konnten. Weil Hertha BSC auch beim Berliner Fußballpublikum höchst populär war, wurde bereits 1923 mit dem Bau des 35.000 Zuschauer fassenden Stadion am Gesundbrunnen begonnen. Nach dem Gewinn der ersten Meisterschaft 1930 kam es jedoch zum Bruch zwischen der Hertha und dem BSC. Die Spielgemeinschaft wurde aufgekündigt. Da die Hertha jedoch um ihre Popularität fürchtete, wenn man wieder unter dem alten Namen spielt, kaufte sie dem BSC für eine stolze Summe die Namensrechte ab, ebenso die Nutzungsrechte für das Stadion am Gesundbrunnen, das 1974 abgerissen wurde. Den Verein „Hertha BSC Berlin“ zu nennen, ist also eigentlich gar nicht so falsch, weil das „BSC“ nur noch ein Namenszusatz wie Borussia oder Eintracht ist. Der eigentliche BSC, der sich durch seine Beteiligung an der Spielgemeinschaft offiziell deutscher Meister von 1930 nennen darf, ging anschließend seinen eigenen Weg, der ihn aber nie wieder in höhere Ligen führte. Seine Heimat ist inzwischen der Hubertus-Sportplatz, vor dessen Eingang eine Bushaltestelle steht, deren Name mit Blick auf die Vereinsgeschichte des BSC bizarrer nicht sein könnte: Herthastraße. Ebenfalls kurios: Beim BSC ist ein mobiler Kassierer im Einsatz, der sich die Eintrittspreise auf sein T-Shirt drucken ließ.