Florida CF – CD Puerto Cruz 1:5

Spanien, Interinsular Preferente Tenerife – Grupo 1 (6.Liga)
Freitag, 2. Dezember 2022, 21 Uhr
La Orotava, Estadio de Futbol de la Florida

Der Donnerstag ist unser dritter Tag auf Teneriffa – und zugleich der zweite Tag ohne Fußball. Wir nutzen ihn intensiv, um die landschaftlichen Schönheiten der Insel zu erkunden. Und das kann ich schon mal sagen: Teneriffa dürfte das Eindrucksvollste sein, das ich je gesehen haben. Die Insel ist wie bereits erwähnt vulkanischen Ursprungs und was die Natur dadurch hier geschaffen hat, ist einfach unglaublich. Vulkan ist ein gutes Stichwort, denn mit dem 3.715 Meter hohen Teide steht genau in der Mitte von Teneriffa ein Vulkan – und der ist aktiv! 1909 brach er zuletzt aus. Wann es wieder soweit ist, lässt sich schwer voraussagen. Wissenschaftler rechnen jedoch nur mit einem 2,1-prozentigen Risiko, dass das innerhalb der nächsten 20 Jahre der Fall sein wird. Wahrscheinlich ist ein erneuter Ausbruch wohl erst im 22. Jahrhundert – aber man kann nie wissen. Zugleich ist der Teide der höchste Berg Spaniens. Der höchste Berg des Landes steht also in Afrika – und für solche Kuriositäten liebe ich Spanien. Nach einem Frühstück im Café der Armada Sur direkt unter unserem Apartment ist der Teide dann auch gleich unser erstes Ziel, das wir uns vorgenommen haben. Eine Seilbahn bringt einen hinauf bis auf 3.355 Meter. Oben darf man sich maximal eine Stunde lang aufhalten. Theoretisch ist es möglich, von der Bergstation bis hinauf zum Krater zu wandern, wofür man jedoch eine Genehmigung beantragen muss. Und auch dann sind nur zwei Stunden erlaubt. Die Fahrt mit der Seilbahn kostet 38 Euro. Teuer, aber das wollen wir uns unbedingt gönnen. Schon die Autofahrt zur Talstation der Teide-Seilbahn ist absolut beeindruckend, erst recht sobald man die Baumgrenze überschritten hat. Eine völlig irre Mondlandschaft, die die bisherigen Ausbrüche da oben geschaffen haben. Bei der Ankunft an der Seilbahn dann aber große Ernüchterung: Vor Ort werden keine Tickets verkauft, sondern ausschließlich online. Das haben wir nicht gewusst. Für heute sind bereits alle Tickets ausverkauft. Trotzdem: Schon die Fahrt bis hierhin hat sich gelohnt. Und mit der Seilbahn können wir auch in den kommenden Tagen noch einen Versuch starten. Wir fahren den Teide auf der anderen Seite wieder herunter zum nächsten Ziel: die Masca-Schlucht. Auch bei ihr bleibt uns wieder die Spucke weg. Der kleine Ort Masca (65 Einwohner) liegt in einem steilen Vulkankrater und das auf eine spektakuläre Weise, die man kaum beschreiben kann. Noch bis in die 1980er-Jahre war Masca von Außenwelt abgeschnitten und nur zu Fuß zu erreichen. Die Häuser des Dorfes wurden mit einfachsten Mitteln erreichtet, weshalb die einzelnen Räume mitunter nicht direkt miteinander verbunden sind, sondern nur über Treppen und separate Eingänge von außen betreten werden können. Die enge Straße, die inzwischen in die Schlucht führt, ist bereits eine Attraktion für sich. Vorab hatten wir gelesen, dass es sogar eine Busverbindung nach Masca geben soll, was wir uns aufgrund der Straßenbreite aber einfach nicht vorstellen konnten. Als uns dann tatsächlich ein Bus entgegenkommt, sind wir mal wieder baff. Da gerät selbst Fahrer Mäddes als Auto-Enthusiast ins Schwitzen. Da Orte nicht zählen, wenn man dort kein Bier getrunken hat, lassen wir uns in einem wunderschönen Restaurant mit Dorf-Blick nieder, essen kanarischen Käse und führen uns das einheimische Dorada-Bier (mit dem Teide im Logo) zu Gemüte. Anschließend arbeiten wir weiter brav die Liste ab, die ich von dem Kanaren-Experten in meinem Freundeskreis bekommen habe und fahren zu den Los Gigantes. Die bis zu 450 Meter hohen Steilklippen an der Westküste von Teneriffa, die senkrecht ins Meer fallen, lassen uns abermals einfach nur über die Natur staunen. Hier lohnt sich auch ein kleiner Abstecher an den Lavastrand von La Arena, an dem vergangene Vulkanausbrüche tolle Felsformationen geschaffen haben. Den Abend verbringen wir in Puerto de la Cruz. Ich bin kein Teneriffa-Experte, aber ich würde es so beschreiben: Playa de las Américas ist die Party-Hochburg der Insel und Puerto de la Cruz das touristische Zentrum für Familien, Rentner und alle, die es etwas ruhiger mögen. Man muss die Stadt (30.000 Einwohner) sicherlich mal gesehen haben, wenn man so wie wir eine Woche lang auf Teneriffa ist, aber mein Favorit ist sie nicht. Klar, viele Palmen, direkt am Meer gelegen und auch hier schöne Felsformationen, aber halt auch wenig ursprünglich. Uns hat der Ort jedenfalls nicht begeistert.

Am Freitag rollt dann endlich wieder der Ball auf Teneriffa – allerdings erst am Abend. Und so haben wir fast einen weiteren Tag für die landschaftlichen Schönheiten der Insel. Zunächst geht es aber an den Strand. Nördlich der Insel-Hauptstadt Santa Cruz gibt es mit dem Playa de las Teresitas einen der wenigen hellen Sandstrände auf Teneriffa. Ist natürlich künstlich geschaffen mit Sand aus der benachbarten Sahara, denn durch den vulkanischen Ursprung ist der Sand auf Teneriffa automatisch immer schwarz. Aber man will den Urlaubern halt auch irgendwo auf der Insel ihre gewohnte Strand-Atmosphäre bieten. Eingepackt ist der Playa de las Teresitas in eine wunderschöne Landschaft am Rand Ausläufer die Anagagebirges, das den nordöstlichen Zipfel Teneriffas bildet. Dieses ebenfalls von Vulkanausbrüchen geformte Gebirge ist unser Tagesziel – natürlich erst nachdem wir nach dem Baden ein Bier in der Strandbar getrunken haben, weil der Ort sonst nicht zählt. Mir gehen auf Teneriffa so langsam die Superlative aus, aber wenig überraschend ist auch das Anagagebirge der absolute Wahnsinn. An und für sich ist die Masca-Schlucht zwar schon spektakulärer, aber dafür ist hier das Meer im Hintergrund deutlich präsenter. Unser Ziel ist der Playa del Roque de las Bodegas ganz im Norden der Insel. Mit dem Casa Africa gibt es dort ein wunderbar einfaches und uriges Strandrestaurant, in dem wir unsere (verspätete) Mittagspause einlegen – und natürlich das obligatorische Bier trinken. Letzter Stopp vor dem Fußball ist der Küstenort Bajamar am Westrand des Anagagebirges. Es ist bekannt für sein Meerwasserschwimmbecken direkt am Wasser. In dem wird auch jetzt im Dezember geschwommen, allerdings nur im Neoprenanzug. Wie üblich ist auch in Bajamar viel schwarzer Vulkanstein verbaut worden, was den Orten auf Teneriffa einfach noch mal einen besonderen Touch gibt. Sonnenuntergang anschauen, noch ein Bierchen trinken, damit Bajamar zählt – und dann ab zum Florida CF. Er kommt aus dem Ort La Orotava, auf dessen Gemeindegebiet sich größtenteils auch der Teide befindet. Mit dem Estadio de Futbol de la Florida erwartet uns ein Stadion, das so wir in der Form in den kommenden Tagen immer wieder sehen werden: in den Hang hineingebaut. Das wundert bei der topografischen Struktur von Teneriffa zwar nicht, sorgt aber trotzdem für Staunen bei uns. Daraus ergibt sich, dass die Spielfelder von meterhohen Zäunen umgeben sind, denn wenn hier ein Ball über den Zaun fliegt, ist er weg. Auch die hohen Zäune erklären sich somit mit Logik, aber auch das ist für unsereins ungewöhnlich. Dass das Stadion auf einer Haupt- und einer Hintertorseite L-förmig mit drei Sitzbahnreihen ausgebaut ist, gefällt uns ebenfalls sehr gut. Bei Tageslicht hat man hier offenbar einen schönen Blick auf das Meer und die Berge, aber nachdem wir in den letzten 48 Stunden von Teneriffa landschaftlich so krass verwöhnt wurden, wollen wir uns nicht beschweren.