Schweiz, 1.Liga – Gruppe 1 (4.Liga)
Samstag, 6. Mai 2023, 18 Uhr
Naters, Sportanlage Stapfen
Brig-Glis (14.000 Einwohner) und Naters (10.000 Einwohner) sind zu einer Stadt zusammengewachsen und werden nur durch den Fluss Rhône voneinander getrennt. Wenig überraschend haben sie deshalb auch ein gemeinsames Bus-System. Bevor es für mich aber auf die andere Seite der Rhône geht, habe ich noch gut zwei Stunden Zeit, um mir die Altstadt von Brig-Glis anzuschauen. Dort findet an diesem Wochenende ein großes Biker-Treffen statt, wodurch viel Trubel herrscht, der sich aber weitgehend auf den zentralen Stadtplatz konzentriert, so dass die Altstadtgassen in aller Ruhe erkundet werden können. Auch hier präsentiert sich Brig-Glis wieder als absolute Bilderbuch-Stadt der Alpen. Pünktlich geht es mit dem Bus hinüber nach Naters zur Sportanlage Stapfen. Der FC Naters ist der bedeutendste Fußballverein des Oberwallis, allerdings ist auch in Naters und Brig-Glis der FC Sion omnipräsent. Er ist also auch im deutschsprachigen Oberwallis, wo er dann auch gerne mal „FC Sitten“ genannt wird, unangefochten tonangebend. Dennoch schlossen sich 2012 der FC Naters, der FC Brig-Glis und der FC Visp zum FC Oberwallis Naters zusammen und holten zwölf weitere Vereine aus dem deutschsprachigen Wallis als Partner mit ins Boot, um so etwas wie einen Gegenpol zum FC Sion zu bilden. Offiziell gibt es diesen FC Oberwallis Naters immer noch, allerdings ist der FC Visp schon früh wieder ausgestiegen, der FC Brig-Glis hat auch wieder eine eigene Mannschaft und beim FC Naters selbst taucht der Namenszusatz Oberwallis offiziell nicht mehr auf. Von sportlichem Erfolg war das Projekt ohnehin nicht gekrönt. Der lässt sich in der Chronik des erst 1958 gegründeten FC Naters aber auch vor der Fusion von 2012 nicht finden. Lediglich in der Saison 1995/96 war er in der zweitklassigen Nationalliga B vertreten, stieg aber zusammen mit dem FC Chiasso umgehend wieder ab. In dieser „erfolgsreichsten“ Zeit des FC Naters entstand auch die 1997 eingeweihte Sportanlage Stapfen, die wirklich eine Augenweide ist. Eine überdachte Tribüne, Stufen mit Sitzschalen auf der Gegengeraden und ringsherum Berge, mitunter noch schneebedeckt. Genau so stellt man sich ein Stadion im Wallis vor. Ein Traum! Nach dem Spiel geht es zu Fuß zurück nach Brig-Glis und dort ein weiteres Mal hinein in die Altstadt. Ich hatte nämlich bei meinem Rundgang vor dem Spiel eine Hinweistafel entdeckt, die mich gefesselt hat. Sie steht vor dem Restaurant Walliser Stuba und behauptet, dass das Cordon Bleu – eines meiner absoluten Lieblingsgerichte – hier in der Stadt erfunden worden sei. Dass das Cordon Bleu aus der Schweiz stammt, war mir zwar klar, aber eigentlich nimmt Basel die Urheberschaft für sich in Anspruch. Vermutlich ist es wie bei der Currywurst in Deutschland, die ja auch sowohl Berlin als auch das Ruhrgebiet für sich deklarieren. Auf jeden Fall habe ich richtig Lust auf ein Cordon Bleu bekommen, auch wenn dafür in der Walliser Stuba saftige 35,50 Franken für die klassische Version verlangt werden. Ob es sich da jetzt wirklich um die Urversion in der Walliser Stuba handelt, weiß ich nicht. Aber Cordon Bleu zu essen ist in der Schweiz nie eine schlechte Idee und schon allein der wie aus einem Füllhorn fließende Käse ist ein Gedicht!