FC Sarnen – FC Sins 2:1

Schweiz, Testspiel
Freitag, 3. Juli 2020, 20 Uhr
Sarnen, Sportplatz Seefeld
 

Nach zwei Tagen Abstinenz wird es wieder höchste Zeit für die Schweiz. Und da endlich Wochenende ist, geht es gleich für zwei Tage zu den Eidgenossen – dieses Mal ins Gebiet des Innerschweizer Fußballverbandes, zu dem die Kantone Luzern, Schwyz, Uri, Zug, Obwalden und Nidwalden gehören. Man könnte sagen: Nirgendwo ist die Schweiz so sehr Schweiz wie hier. Hier, wo einst Nationalheld Wilhelm Tell lebte, schlossen sich im Jahr 1291 Uri, Schwyz und Unterwalden (das heutige Nidwalden) zur Eidgenossenschaft zusammen, was als Gründung der Schweiz betrachtet wird. Historisch ist das zwar nicht ganz korrekt, aber in der Schweiz wurde dieser sogenannte Rütlischwur im 19. Jahrhundert aus nationalistischen Gründen zu einem regelrechten Nationalmythos. So oder so: Ein ganz eigener Zauber umgibt diese sonderbar zerklüftete Gegend rund um den Vierwaldstätter See. Tatsächlich herrscht in der Zentralschweiz eine eigene Mentalität vor, die man als ein bisschen rückständig beschreiben könnte. Da die Reformation einst nicht so tief in diesen Teil der Schweiz vordringen konnte, sind die zentralen Kantone bis heute stark katholisch geprägt. Während der Rest des Landes meist eher liberal eingestellt ist, gelten die Kantone in der Zentralschweiz als erzkonservativ. Eine Konsequenz dieser Spaltung ist, dass Bern heute die Hauptstadt ist. Denn: Als 1848 die heutige Schweiz entstand, standen die Kantone in der Zentralschweiz diesem Zusammenschluss sehr skeptisch gegenüberstanden und stimmten nur mit knapper Mehrheit für eine gemeinsame Verfassung. Im gleichen Jahr musste sich der neue Staat eine Hauptstadt suchen. Zürich als größte Stadt der Schweiz schied aus, weil man befürchtete, dass Zürich dann noch mehr Gewicht habe als ohnehin schon. Die besten Karten schien das zentrale Luzern zu haben, zumal dann die Idee eines gemeinsamen Staates in der Zentralschweiz sicherlich positiver angenommen worden wäre. Doch der liberale Rest der Schweiz stimmte für das kleine Bern, wiederum aus Skepsis gegenüber der Zentralschweiz, aber auch, weil Bern nahe der französischsprachigen Schweiz liegt. Ein weiterer Aspekt fällt auf, wenn man sich die Zentralschweiz auf der Karte anschaut: Sie besteht wie noch zu Zeiten des Rütlischwurs aus kleinen Kantonen, die sich über die Jahrhunderte ihre Existenz bewahrt haben. Flächenmäßig sind die meist kaum größer als Stuttgart und haben mitunter nicht einmal 50.000 Einwohner. Dem gegenüber stehen in der Schweiz große Kantone wie Zürich und Bern mit mehr als einer Million Einwohnern. Einer dieser Mini-Kantone ist Obwalden (38.000 Einwohner) mit seinem Hauptort Sarnen (10.000 Einwohner). Da in der Schweiz jeder Kanton seinen eigenen Behördenapparat mit eigener Polizei, Gesundheitsversorgung, Kantonalbank etc. besitzt, ist in Sarnen wenig überraschend der Staat der größte Arbeitgeber – in diesem Fall das Kantonsspital mit fast 500 Mitarbeitern. Wie eine Beamtenstadt wirkt Sarnen jedoch nicht, vor allem im Zentrum herrscht jede Menge Heidi-Flair mit knuffigen Gebäuden und schönem Alpen-Panorama. Ein optischer Genuss ist auch der Sarner See, an dessen Ufer sich der Sportplatz Seefeld befindet. Auch hier drumherum ein schönes Alpen-Panorama, so dass der Sportplatz nicht wegen seines Ausbaus, aber wegen seiner Lage die maximale Punktzahl bekommt. Nach dem Spiel geht es weiter ins nur 20 Autominuten entfernte Stans, Hauptort des Kantons Nidwalden, wo der dortige Gasthof Wilhelm Tell mit ungewohnt günstigen Zimmerpreisen lockt. Ebenfalls ein Grund zum Feiern: Der Kanton Nidwalden war bis dato mein einzig weißer Fleck in der Schweiz. Damit habe ich nun jeden der 26 Kantone mindestens einmal betreten.