Samstag, 24. August 2019, 12.30 Uhr
Halle an der Saale, Stadion im Bildungszentrum – Platz 2
Nach einer Woche in Ostwestfalen geht es zurück nach Hause in den Süden – an einem Samstag. Das bedeutet, dass bei der Suche nach auf den Weg liegenden Spielen halb Fußballdeutschland infrage kommt. Geil! Die Wahl fällt auf Halle an der Saale, wo zunächst – laut fussball.de – ab 12.30 Uhr die zweite Mannschaft des FC Halle-Neustadt im absolut genialen Stadion im Bildungszentrum und anschließend ab 15 Uhr der VfL Halle im Stadion am Zoo spielt. Unter Zuhilfenahme der ebenso genialen Zwischenhalt-Funktion der Deutschen Bahn, die man auf mehrere Stunden ausdehnen kann, gibt es den gesamten Trip von Bielefeld über Halle bis Stuttgart für unfassbare 22 Euro (Bahncard-25-Rabatt inklusive). Die frühe Ankunft in Halle reduziert dabei nicht nur den Preis, sondern gibt Gelegenheit, einen der interessantesten Orte Deutschlands näher zu betrachten. Gemeint ist damit nicht die durchaus sehenswerte Innenstadt von Halle, sondern die Neustadt. Halle-Neustadt – im Volksmund „Ha-Neu“ genannt – entstand ab 1964 nach einem ZK-Beschluss der SED als sozialistische Planstadt. Insbesondere durch die Leunawerke war der Bedarf an Wohnraum in der Region immens und überstieg die Kapazität von Halle um Längen. Die Chemiearbeiterstadt Halle-Neustadt wurde mit riesigen Plattenbauten aus dem Boden gestampft, 1980 überschritt die Einwohnerzahl beinahe die Marke von 100.000. Bereits 1967 wurde Ha-Neu von Halle abgetrennt und zur eigenständigen Stadt erklärt, was allerdings nach der Wende umgehend rückgängig gemacht wurde. Mit der Wende setzte auch der Niedergang der Neustadt ein, deren Einwohnerzahl sich seitdem halbiert (!) hat. Heute ist Ha-Neu zumindest optisch eine Zeitreise zurück in die DDR, eine Art Freilichtmuseum. Man muss sagen: Noch, denn durch den massiven Einwohnerrückgang werden leerstehende Plattenbauten entweder abgerissen oder aber derart saniert, dass sie ihren DDR-Charakter verlieren. Noch gibt es aber einige Ecken, die einen glauben lassen, dass einem gleich ein Volkspolizist entgegen kommt. Auch der charakteristische sozialistische Aufbau des ganzen Gebietes mit einer breiten Magistrale in der Mitte sowie viel Grün zwischen den Plattenbauten lässt sich natürlich weiterhin erkennen. Wie es sich gehört, steht in Ha-Neu auch ein typisches DDR-Stadion. Da der FC Halle-Neustadt in den tiefsten Niederungen Sachsen-Anhalts spielt, steht dieses Prachtexemplar nicht so wirklich im Fokus. Vielen ist es dennoch bekannt, weil der HFC während des Umbaus seines Kurt-Wabbel-Stadions hierhin auswich. Laut fussball.de sollte heute Mittag auch die zweite Mannschaft hier auflaufen, leider nimmt sie mit dem Nebenplatz Vorlieb. Geschieht mir eigentlich ganz recht, solche Dinger hat man einfach nicht mit der zweiten Mannschaft zu machen. Trotzdem hart, in diesem Ground zu stehen und ihn nicht machen zu können. Völlig vom Stadion angefixt wird der Plan kurzfristig umgeschmissen und der Besuch beim VfL Halle gecancelt, denn im Anschluss spielt auch die erste Mannschaft des FC Halle-Neustadt und zwar tatsächlich im Stadion. Das Spiel der zweiten Mannschaft wird natürlich trotzdem mitgenommen, schon allein deshalb, weil es Gelegenheit bietet, sich schon einmal ein bisschen mit dem gesamten Areal auseinander zu setzen.