Dienstag, 19. Juni 2018, 18.30 Uhr
Neckarwestheim, Sportplatz an der Reblandhalle
Nach zehn Tagen in Folge Fußball
wurde gestern ein spielfreier Tag eingelegt, auf den heute dann aber
gleich wieder ein Kick folgt. Das Finale um den Aufstieg in die
Bezirksliga Unterland wird in Neckarwestheim ausgetragen, was
hellhörig macht, denn in dem 4000-Seelen-Örtchen bei Heilbronn
befindet sich eines der beiden baden-württembergischen
Kernkraftwerke; das andere steht in Philippsburg bei Karlsruhe. Der
bereits 1976 in Betrieb genommene Block I in Neckarwestheim wurde am
15. März 2011 – zwölf Tage vor der baden-württembergischen
Landtagswahl – endgültig stillgelegt. Es war ein letzter
verzweifelter Versuch der damals noch regierenden CDU, die drohende
Wahlniederlage gegen die Grünen abzuwenden, die aber dennoch eintrat. Block II qualmt aber nach wie vor weithin sichtbar vor sich
hin. Nur wenige Hundert Meter vom Kernkraftwerk entfernt befindet
sich die moderne Reblandhalle samt Sportplatz, die sofort deutlich
macht, dass Neckarwestheim eine der reichsten Gemeinden im Ländle
ist. Die Brennstäbe lassen eben nicht nur das Kühlwasser, sondern
auch die Gewerbesteuereinnahmen sprudeln. Die Anlage ist somit
bestens in Schuss, der Sportplatz verfügt über zwei Reihen Sitzbänke und mit der
Empore vor der Reblandhalle sogar quasi über einen Oberrang. Nicht
schlecht für einen Verein, der nur in der Kreisliga A spielt.
Ungewohnt streng sind heute die Sicherheitsvorkehrungen: Drei Seiten
des Sportplatzes sind tabu, die Zuschauer dürfen nur die Hauptseite
betreten, dazu sind an die 30 Ordner im Einsatz. Auf den ersten Blick
wirkt das maßlos übertrieben. Zwar sind extrem viele
türkischstämmige Leute anwesend, die Türkspor Obersulm die Daumen
drücken und teilweise auch auf Türkisch supporten, allerdings
komplett entspannt. Hat vielleicht auch damit zu tun, dass sich die
SF Neckarwestheim sehr gastfreundlich zeigen und zum Beispiel
zusätzlich einen Sucuk-Grill aufgebaut haben. Es raucht hier also an
allen Ecken, wobei die dickste Wolke natürlich dem Kernkraftwerk
gehört. Die Mannschaft von Türkspor Obersulm agiert hingegen wenig
entspannt: Pünktlich mit Abpfiff platzen die Sicherungen und es
kommt auf dem Rasen zu einer Schlägerei, bei der regelrecht Jagd auf
den Schiedsrichter gemacht wird. Der verteilt auf dem Weg zur Kabine
schließlich noch eine Rote Karte an den Rädelsführer von Türkspor,
der sich – immerhin ist die gesamte Hautevolee des hiesigen
Fußballbezirks anwesend, die das alles live und in Farbe mitbekommt
– auf eine monatelange Sperre einstellen kann. Dass die Rote Karte
die Situation nicht beruhigt, ist allerdings auch klar. Also noch einmal richtig Action beim persönlich letzten Spiel der Saison 2017/18 – auch wenn in Württemberg noch bis zum 1. Juli Relegationsspiele laufen.