FC Langenegg – SC Schwarz-Weiß Bregenz 2:0

Österreich, Vorarlbergliga (4. Liga)
Samstag, 16. Juni 2018, 17 Uhr
Langenegg, Sportanlage im Weiher

Das Ende einer Saison ist fast überall auf der Welt die spannendste Phase, denn die Mannschaften werfen noch einmal alles in die Waagschale, um auf den letzten Metern Titel und Aufstieg zu erreichen. Nicht so allerdings in der höchsten Spielklasse Vorarlbergs, wo es für alle Vereine in der oberen Tabellenhälfte am Saisonende heißt: um jeden Preis verlieren. Hä? Völlig kuriose Situation, denn tatsächlich will aus der Vorarlbergliga niemand in die Regionalliga West aufsteigen. Schon in der vergangenen Saison wurde der FC Langenegg Meister, verzichtete jedoch auf sein Aufstiegsrecht, steht auch in dieser Saison mit großen Vorsprung vorzeitig als Meister fest und will erneut nicht aufsteigen. Gleiches gilt für die Vereine, die hinter dem FC Langenegg in der Tabelle folgen, von denen kein einziger Verein die Lizenz für die Regionalliga West beantragt hat – auch nicht der ehemalige Bundesligist Schwarz-Weiß Bregenz. Hintergrund sind die weiten Auswärtsfahrten, die die Vereine aus dem etwas isoliert im äußersten Westen gelegenen Vorarlberg fürchten. Beispielsweise von Langenegg nach Salzburg müssen pro Richtung 330 Kilometer zurückgelegt werden; die Fahrt erfolgt dabei fast ausschließlich über Bayern. Der Vorarlberger Fußballverband versucht, diesem Spuk ein Ende zu bereiten, und droht mit Punktabzug, falls ein Verein nicht aufsteigen will. Für die Vereine heißt das wiederum: So weit hinten wie möglich in der Tabelle landen, um gar nicht in die Verlegenheit des Aufstiegsrechtes zu kommen, falls alle besserplatzierten Mannschaften ablehnen. Besonders hart geht der VFV mit dem FC Langenegg um, dem für den Fall eines erneuten Verzichtes auf den Aufstieg gar nicht erst ein Punktabzug angedroht wird, sondern ein Zwangsabstieg in die 3. Landesklasse – das ist vier Ligen weiter unten. Bis zuletzt hält sich der FC Langenegg die Option offen, worauf heute die Bregenzer Ultras mit einem hämischen Spruchband reagieren: „3. Liga oder 3. Landesklasse – schwere Entscheidung... Mimimimeister!“ Vier Ultras sind aus Bregenz mitgereist, viel mehr ist leider nicht mehr übrig geblieben von der Szene des Vorarlberger Hauptstadtvereins, der bis vor 13 Jahren noch international spielte (u.a. gegen Torino), dann aber aufgrund finanzieller Probleme formal neugegründet und in die 5. Liga zwangsversetzt wurde. Starke Performance: Zwei der Bregenzer Ultras geben die vollen 90 Minuten lang Gas mit Dauersupport, Fahne schwenken und Schalparade. Mag auf den ersten Blick etwas affig wirken, allerdings gibt es in Bregenz seit 20 Jahren Ultras und da ist es doch schön, dass wenigstens zwei Leute diese Tradition am Leben halten. Gehört ohnehin Mumm dazu, nicht mit 100 Mann, sondern nur zu zweit so etwas durchzuziehen. Auf der anderen Seite ist das halbe Dorf auf den Beinen, was aber nicht sonderlich viel ist, denn Langenegg hat nur gut 1.000 Einwohner. Für die wird zur heutigen Meisterfeier ordentlich auf die Kacke gehauen: DJ, Drohne über dem Spielfeld, Hüpfburg, Salutschüsse des Schützenvereins und zusätzlich zum auch hier wieder üppigen Essensangebot an der Fritten-Hitten gibt es so Späße wie Pulled Pork. Nach dem Spiel wird dann wie erwartet Freibier in die Krüge gehauen, was dann endgültig den Stecker zieht. Die Dauer-Pyro-Show wird aber ebenso noch mitgeschnitten wie die frohe Verkündung der Botschaft, dass der FC Langenegg jetzt doch das Aufstiegsrecht in die Regionalliga West annehmen wird. Ob allerdings in Langenegg gespielt werden kann, hängt davon ab, ob man die Verlängerung des zu kleinen Spielfelds hinbekommt. Schön wäre es, denn der Ground mit seinem riesigen Grashügel ist so schlecht nicht.