Freitag, 8. Dezember 2017, 19.45 Uhr
Dundee, Dens Park
Auf die Insel kommt man ja eigentlich
immer zum kleinen Preis und da im Dezember ansonsten ja sowieso wenig
los ist, spricht alles für eine Schottland-Tour. Bei Ryanair kann
mal wieder ein Zehn-Euro-Flug geschossen werden, so dass auch dieses
Mal die Anfahrt zum Flughafen teurer ist als der Flug an sich.
Groundhopping im Altmühltal ist für den 72-Stunden-Trip ebenfalls
zu haben, der immerhin vier Spiele beinhaltet. Nach der
frühmorgendlichen Ankunft am Flughafen von Glasgow geht’s per
Shuttle-Bus direkt zum Bahnhof Queen Street – von der größten
Stadt Schottland werden wir ansonsten nichts sehen. Rein in den
völlig überfüllten Zug in Richtung Ostküste, der sich dank
Vorabbuchung im Internet ebenfalls recht günstig zu Buche schlägt.
Brexit sei Dank ist Großbritannien derzeit sowieso erschwinglich,
denn das britische Pfund befindet sich im freien Fall. Angekommen am
kleinen Bahnhof von Dundee, das mit 150.000 Einwohnern die
viertgrößte Stadt Schottlands ist, trägt der Blick auf die
ausgelegten Zeitungen nicht unbedingt zur allgemeinen Zufriedenheit
bei, denn es wird das kälteste Wochenende des Jahrs angekündigt.
Die Temperaturen sind ja eh schon unter aller Sau, aber wenn das
jetzt noch schlimmer wird, kann das wirklich heiter werden. Da Dundee
an der Mündung des Tay (längster Fluss Schottlands) in die Nordsee
liegt, pfeift hier sowieso immer ein kräftiger Wind, weshalb wir die
Stadtbesichtigung auf ein Minimum reduzieren. Großbritanniens
bekannteste Sehenswürdigkeit ist aber auch hier reichlich vorhanden,
nämlich die Pubs, deren Besuch schon allein den Temperaturen wegen
deutlich mehr Spaß macht. Zu Fuß geht’s dann den Berg hinauf zum
Dens Park, in dem der schottische Meister von 1962 seine Heimspiele
austrägt. Die Trophäe von 1962 ist die einzige des Dundee FC, der
in der darauffolgenden Saison 1962/63 sogar bis ins Halbfinale des
Europapokals der Landesmeister vorstoßen konnte, dort aber am
späteren Titelgewinner Milan scheiterte. Von solchen Zeiten ist der
Verein heute weit entfernt. Erst vor sechs Jahren gelang überhaupt
die Rückkehr in Schottlands Oberhaus, wobei der DFC dabei vom
Zwangsabstieg der Glasgow Rangers profitierte. Die Scottish
Premiership ist seither wieder um ein altehrwürdiges Stadion
reicher, denn der Dens Park ist schon ein richtig geiler Schuppen.
Krumm und schief, ordentlich verstaubt, eng und verwinkelt, seit Jahren nichts dran
gemacht – so soll es sein! Es gibt sogar noch eine
kleine Stehplatztribüne, auch wenn die nicht mehr von Zuschauern betreten
werden darf. Derer sind heute offiziell 6451, wobei knapp ein Drittel
davon aus Aberdeen kommt. Den Gästefans wird eine gesamte
Hintertortribüne zur Verfügung gestellt, was schon ein sehr
imposantes Bild abgibt. Abgesehen von einem Spruchband („Soul –
Spirit – Tradition“) zum Spielbeginn kommt da aber nicht viel.
Gleiches gilt für den Heimbereich, aber es ist ja bekannt: Wer gute
Stimmung erleben will, ist in Schottland klar an der falschen
Adresse. Trotzdem gespenstisch, dass man teilweise eine Stecknadel
fallen hören könnte. Ebenfalls nervig: Anders als in England gibt's in schottischen Stadien grundsätzlich keinen Alkohol.