SV Wehen Wiesbaden – KSV Baunatal 8:1

Deutschland, Hessenpokal (Finale) 
Dienstag, 25. Juni 2019, 19 Uhr 
Wetzlar, Stadion Wetzlar 

Kommen wir nun zur seltsamsten Veranstaltung, die Fußball-Deutschland im Jahr 2019 zu bieten hat: das hessische Landespokalfinale. Es haut dem Fass in sämtlichen Belangen den Boden raus. Eigentlich sollten alle 21 deutschen Pokalendspiele zentral am sogenannten Finaltag der Amateure am 25. Mai ausgetragen werden – mit zwei Ausnahmen: Baden und Hessen. Das badische Finale zwischen dem Karlsruher SC und Waldhof Mannheim wurde „aus Sicherheitsgründen“ um 24 Stunden auf den 26. Mai verschoben. Das hessische Finale wiederum konnte nicht am ursprünglichen Termin stattfinden, da Finalteilnehmer SV Wehen Wiesbaden auch an der Relegation zwischen 2. und 3. Liga teilnahm, die sich mit dem Endspiel-Wochenende überschnitt. Ziemlich dämliche Terminkonstellation beim DFB, schließlich muss man davon ausgehen, dass der Tabellendritte der 3. Liga auch in seinem Landespokal eine gute Rolle spielt und dort sehr wahrscheinlich ins Finale einzieht. Ich hoffe ja jedes Jahr darauf, dass der 16. der Bundesliga auch ins DFB-Pokal-Finale einzieht, das sich mit der Bundesliga-Relegation überschneidet. Wäre interessant, was der DFB dann verschiebt… In Hessen jedenfalls wird das Pokalfinale verschoben und aus dem Mai einfach ein Juni gemacht. Und da fängt der Blödsinn schon an, denn der 25. Juni ist ein Dienstag. Als ob sich mitten in der Sommerpause nicht ein Termin am Wochenende finden ließe. Der nächste Ulk ist der Spielort, denn eigentlich sollte das Finale in Baunatal stattfinden, wird dann aber nach Wetzlar verlegt. Offiziell werden organisatorische Gründe angegeben, tatsächlich soll sich ein Streit der Brauereien im Hintergrund abgespielt haben. Krombacher ist Namenssponsor des Hessenpokals und besteht darauf, dass bei dem Spiel Krombacher ausgeschenkt wird. Das wollte man – so heißt es hinter vorgehaltener Hand – in Baunatal wohl nicht akzeptieren und einer lokalen Brauerei den Zuschlag geben, weshalb Baunatal das Finale entzogen wurde. Als letzte Posse kommt hinzu, dass es sich hier noch um ein Spiel der Saison 2018/19 handelt und beide Mannschaften somit nur Spieler aus dem Kader der Vorsaison einsetzen dürfen. Neuzugänge haben keine Spielberechtigung, womit dieses (durch den Aufstieg des SV Wehen Wiesenbaden) sportlich belanglose Pokalfinale nicht mal den Zweck eines Testspiels erfüllt. Stark, dass der Hessische Fußballverband trotzdem bei seiner ursprünglichen Preisgestaltung bleibt und satte 9 Euro für einen Stehplatz verlangt – für so ein Verarschungsspiel. Allerdings ist dem Verband auch klar, dass die Bude aufgrund dieser Konstellation alles andere als voll wird, weshalb die Gegentribüne gesperrt bleibt und gerade einmal ein einziger Bierstand aufgebaut wird. Reicht aber locker. Betrieben wird der Bierstand vom Hautptnutzer des Stadions, dem Frauenfußballverein Hessen Wetzlar. Und da sind wir beim springenden Punkt, denn im Stadion Wetzlar findet kein Männerspielbetrieb mehr statt. Eintracht Wetzlar spielt inzwischen auf einem ausbaulosen Kunstrasenplatz, ansonsten wird die Anlage hauptsächlich für Leichtathletik genutzt. Wetzlar ist ein Hotspot der deutschen Leichtathleten, erst in diesem Jahr fand hier im Stadion zum wiederholten Mal die deutsche Meisterschaft der Junioren statt, von der noch einige Überbleibsel im Stadion zu erkennen sind. Es wundert also nicht, dass das Spiel, das ganz prominent vom Hessischen Rundfunk live übertragen wird, haufenweise Hopper aus allen Teilen Deutschlands anzieht. Es wirkt ja stellenweise sogar so, als sei dieses Spiel allein für Hopper gemacht. Die kleine Fanszene aus Baunatal ist zwar mit zwei Zaunfahnen präsent, schaut das Spiel aber ohne größere Anteilnahme. Noch gelangweilter scheint man auf Seiten des neuen Zweitligisten. Ein paar Szene-Leute sind zwar anwesend, aber keine Fahnen, keine Gesänge, keine Emotionen. Da der SV Wehen Wiesbaden bereits in der 1. Minute in Führung geht, ist das letzte bisschen Spannung, das das Finale bereithält, sowieso schnell verpufft. Kleine Anmerkung noch: Direkt neben dem Stadion befindet sich der Sitz des Fotoapparate-Herstellers Leica. Das ist deshalb erwähnenswert, weil auch ich mit einer Leica fotografiere.