FC Dila Gori – FC Dinamo Tbilisi 2:3

Georgien, Erovnuli Liga (1. Liga) 
Samstag, 1. Juni 2019, 19.30 Uhr 
Gori, Stadioni Tengiz Burjanadze 

Von Telavi geht es 180 Kilometer weit ins Landesinnere nach Gori (50.000 Einwohner), wo der bekannteste Sohn Georgiens das Licht der Welt erblickte: Josef Wissarionowitsch, genannt Stalin. Er machte nie einen Hehl daraus, nur aus einem abgelegenen Teil der Sowjetunion zu stammen, und ging sogar höchst selbstbewusst mit seiner Heimatstadt um. Noch zu Lebzeiten ließ Stalin sein Geburtshaus abtragen und in einem zentralen Park von Gori neu aufbauen samt einem dazugehörigen Museum, das allerdings erst vier Jahre nach seinem Tod fertig wurde. Das Museum glorifiziert regelrecht das Leben des sowjetischen Diktators. So werden unter anderem haargenau seine zahlreichen Fluchtenrouten aus dem Gefängnis, wo er während der Zarenzeit mehrfach einsaß, auf Landkarten detailgetreu nachgezeichnet. Es fehlt eigentlich nur noch die Information, an welchem Gebüsch Stalin gepinkelt hatte. Bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion war das Stalin-Museum eine Art Pilgerstätte, dann wusste der neu entstandene georgische Staat nicht so recht, wie er mit dem umstrittenen Bau umgehen soll und schloss ihn erst einmal. Dagegen regte sich vor allem in Gori selbst großer Widerstand, denn Stalin genießt hier nach wie vor großes Ansehen, das immer weiter wächst. Das übliche Phänomen: Man vergisst mit der Zeit die negativen Seiten einer Diktatur. Nach wie vor ist der zentrale Boulevard in Gori nach Stalin benannt, was auch für den Stadtpark gilt, in dem das wiedereröffnete Stalin-Museum steht. Bis 2010 stand sogar eine Stalin-Statue vor dem Rathaus von Gori. Die Rufe werden immer lauter, sie wieder aufzustellen. Irre. Dass Stalin ein Georgier war, könnte auch der Grund dafür sein, dass es einem georgischen Verein gelang, die Moskauer Phalanx des sowjetischen Fußballs zu durchbrechen: 34x wurden Spartak, Dynamo, ZSKA oder Torpedo sowjetischer Meister, dazu auch 13x Dynamo Kiew, doch 2x ging der Titel auch nach Tiflis zu Dinamo. Doch nicht die beiden sowjetischen Meistertitel von 1964 und 1978 sowie die Pokalsiege von 1976 und 1979 sind der größte Erfolg, sondern der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger 1981. Dinamo war also einmal ein Verein von europäischem Format und konnte sich zumindest national mit dem Gewinn von 17 Meistertiteln auch nach der Unabhängigkeit Georgiens behaupten, auch wenn international die Reise inzwischen immer in der Quali-Runde beendet ist. Zweifelsohne ist damit der erfolgreichste Verein Georgiens heute zu Gast in Gori, weshalb das Stadion zwar gut gefüllt, aber wieder einmal kein Eintritt verlangt wird. Die Elita Ultras Tbilisi sind mit 20 Mann vor Ort, die gut abgeschirmt von der Polizei ins hinterste Eck des Stadions verfrachtet werden, sich aber nur selten zu ein paar Schlachtrufen hinreißen lassen und ansonsten stumm das Spiel beobachten. Dila Gori besitzt keine organisierte Fanszene und da auch das Spielniveau sehr durchwachsen ist, ist es eine eher lahme Veranstaltung. Star des Abends ist wieder einmal das Stadion, das neben der Burgruine Gori steht, die einen schönen Blickfang bildet. Rätsel des Abends ist hingegen, warum Dinamo mit nicht weniger als drei Mannschaftsbussen angereist ist.