SV 03 Tübingen – Frankfurt Skyliners 57:65

Deutschland, Bundesliga (Basketball, 1. Liga)
Samstag, 27. Januar 2018, 20.30 Uhr
Tübingen, Paul-Horn-Arena

Irgendwie kommen wir immer dann, wenn wir in urigen Kneipen sitzen, auf die spontane Idee, zum Basketball zu gehen. Schon im November war das so (Link), zufälligerweise auch damals mit Tübinger Beteiligung. Dieses Mal geht’s im Anschluss an das Testspiel in Pfullingen zu einem Heimspiel in die Paul-Horn-Arena; dürfte so langsam der zehnte Besuch hier sein. Auch das Areal ist ja bestens bekannt: Gegenüber vom Halleneingang steht das sehenswerte Stadion der Fußball-Abteilung des SV 03, hinter der Halle hat Stadtrivale TSG (aktuell Verbandsliga) sein Domizil. Wohl nirgendwo in Württemberg kann man so sehr von Derby sprechen wie in Tübingen. Immer interessanter scheinen derweil die Besuche bei der Basketball-Abteilung der 03er zu werden, denn in der Szene hat sich etwas getan. Lange standen die (quasi an einer Hand abzählbaren) Tübinger Ultras hinter dem Korb, während der alteingesessene Fanclub Neckar-Tigers auf der Stahlrohrtribüne auf der Geraden steht. Inzwischen gab es einen Zusammenschluss und die Ultras sind zu den Neckar-Tigers auf die Stehtribüne gezogen. Man supportet jetzt gemeinsam, was zwar immer noch nicht für Extase sorgt, weil die Masse natürlich noch immer fehlt, aber im Vergleich zu früheren Zeiten ist es wirklich ein großer Fortschritt. 30 bis 40 Leute, die sich dauerhaft am Support beteiligen – das hätte ich früher nicht für möglich gehalten. Die Tübinger Szene entwickelt sich, auch rund um die Tribüne; zum Beispiel geben die Ultras nun ein Spieltagsheft heraus, das auch inhaltlich durchaus reif wirkt. Ein wenig übertrieben wirkt lediglich der Spielbericht vom letzten Auswärtsspiel in Oldenburg (mit der dortigen Szene pflegt Tübingen eine Freundschaft), das wie eine Fahrt ins Ausland beschrieben wird. Natürlich, es gibt gravierende Unterschiede zwischen Süddeutschland und Preußen, aber halt nicht so wie zwischen Finnland und Algerien. Passend hingegen, dass sich die Tübinger Ultras mittlerweile klar politisch links positionieren. Etwas anderes wäre hier auch gar nicht authentisch. Knapp 30.000 der 90.000 Einwohner sind Studenten, die CDU ist in Tübingen nur eine 19-Prozent-Partei, während die Grünen über 30 Prozent schießen und mit Boris Palmer den Oberbürgermeister stellen. Gäste aus Frankfurt (wohin 1999 die Bundesliga-Lizenz des Rhöndorfer TV transferiert wurde) sind 15 anwesend, was für so einen Retortenclub gar nicht mal so schlecht ist. Die schauen im bloß mit einem Plastikband abgesperrten Gästeblock aber nur stumm das Spiel, das Tübingen wie gewohnt verliert. Ein Glück für die 03er, die seit Jahren die schlechteste Mannschaft der Basketball-Bundesliga sind, dass es keine sportlichen Absteiger gibt – auch wenn das natürlich ein gigantischer Blödsinn ist, der völlig die Lust an der Liga nimmt.