TuS Bövinghausen – SV Wacker Obercastrop 3:1

Deutschland, Westfalenliga – Staffel 2 (6.Liga)
Samstag, 12. März 2022, 18 Uhr
Dortmund, Sportplatz Bövinghausen
 

Kevin Großkreutz. Man liebt ihn oder man hasst ihn. Ich gehöre zu den Leuten, die ihn hassen – und das liegt nicht nur an seiner VfB-Vergangenheit. Eigentlich mag ich Spieler, die aus der Reihe tanzen, Leute mit Döner bewerfen oder in Hotellobbys pissen, aber Großkreutz halte ich einfach nur für enorm arrogant und trotz seiner Aktionen für einen verwöhnten Waschlappen. Abgesehen davon ist der Herr Weltmeister (ohne Einsatz) in meinen Augen auch sportlich völlig überschätzt. Ist ja auch bezeichnend, dass er in den oberen beiden Ligen nicht mehr untergekommen ist. Nach einem zweijährigen Intermezzo beim Chaos-Verein KFC Uerdingen, wo er immerhin Niederrhein-Pokalsieger (mit Einsatz) geworden ist, kickt er nun in der Westfalenliga beim TuS Bövinghausen in Dortmund. Man könnte meinen: Das passt, denn Großkreutz ist ja selbsternannter Vorzeige-Dortmunder, betreibt dort sogar eine Kneipe, die in der BVB-Szene beliebt ist, und scheint jetzt zurück zu seinen Wurzeln zu kehren. Aber nur auf den ersten Blick. Denn Großkreutz kommt aus dem Stadtteil Eving am anderen Ende von Dortmund und hat zuvor nie in Bövinghausen gespielt. Das Geld hat ihn hierher geführt, nicht die Emotionen. Und dass der TuS Bövinghausen auch ein eher seltsamer Verein ist, dafür reicht ein Blick auf fussball.de, denn er leistet überhaupt keine Nachwuchsarbeit, sondern nimmt lediglich mit zwei Herrenmannschaften am Ligabetrieb teil. Mit der ersten Mannschaft ist der TuS Bövinghausen derzeit Tabellenführer in der Westfalenliga, sogar mit großem Abstand, und damit auf dem Weg in die Oberliga. Fraglich, ob man dann noch auf diesem ausbaulosen Sportplatz spielen darf – was ein weiterer Grund dafür ist, unbedingt in dieser Saison hier noch vorbeizuschauen. Während ich das alles kritisch sehe, haben der TuS Bövinghausen und Großkreutz in #echteLiebe-Dortmund einen echten Boom ausgelöst. Der Verein spielt teilweise vor 700 Zuschauern. Auch wir merken schon weit vor dem Sportplatz, dass es hier nicht nur um normale Westfalenliga geht. Ein DJ legt so laut Musik auf, dass der halbe Stadtteil beschallt wird – in dem es kaum noch freie Parkplätze gibt. Dazu lange Schlangen vor der Kasse, an der saftige 8 Euro Eintritt verlangt werden. Großkreutz muss schließlich bezahlt werden. Immerhin 450 Zuschauer sind es heute. 300 davon dürften nur wegen Großkreutz da sein. Dazu kommen 50 Gäste aus Obercastrop im Ballermann-Look, die dauerhaft supporten. Organisatorisch wird man ganz gut mit dem Ansturm fertig, man hat das ja aber auch alle zwei Wochen. Sogar eine zweireihige Stahlrohrtribüne hat der Verein inzwischen hingestellt. Als Trainerbank des TuS Bövinghausen fungiert dagegen eine ausrangierte Sitzreihe aus einem Flugzeug, auf der dann auch Großkreutz standesgemäß nach seiner Auswechslung in der zweiten Halbzeit Platz nehmen wird. Es soll schließlich mit ihm hoch hinaus gehen. Bis zu seiner Auswechslung zeigt er aber zugegeben eine gute Leistung auf dem Platz, obwohl er vom Gegner ganz besonders in die Zange genommen wird – aber sich auch gerne für die ein oder andere Nickligkeit revanchiert, wenn der Schiedsrichter nicht hinsieht. Ansonsten muss man sagen, dass das bei ihm von den Bewegungen und der Übersicht her schon noch mal was ganz anderes ist als bei den anderen 21 Akteuren auf dem Platz. Und die sind in der Westfalenliga ja auch nicht die allerübelsten Feierabendkicker.