Deutschland, Kreisliga B Bielefeld – Staffel 2 (10.Liga)
Sonntag, 13. März 2022, 13.30 Uhr
Bielefeld, Sportplatz Altenhagen
Von Heepen geht es weiter in den Nachbarstadtteil Altenhagen – natürlich wieder mit der Buslinie 33, die uns schon nach Heepen gebracht hatte und die einzig und alleine für diesen Doppler entworfen zu sein scheint. Denn wie schon auf dem Weg nach Heepen sind wir auch dieses Mal wieder die einzigen Fahrgäste. Kurios. Während Heepen schon so halb Dorf ist, gilt das für Altenhagen vollumfänglich. Das hier scheint wirklich überhaupt nichts mehr mit Bielefeld zu tun zu haben. Dennoch betont der FC Altenhagen die Zugehörigkeit zur Stadt in ganz besonderem Maße und nennt sich stellenweise FCA Bielefeld statt FC Altengagen. Doch ob nun gefühlt oder nicht: Altenhagen ist Bielefeld und der Ground muss somit für die Stadtkomplettierung gemacht werden. Er ist für mich wie gesagt der drittletzte noch fehlende mit regelmäßigem Spielbetrieb. Und so erwische ich mich dann doch, wie ich etwas wehmütig vor dem Eingang des Sportplatzes stehe. Ja, bald ist es vorbei. Schade. Mit Bus und Bahn quer durch Bielefeld fahren, dank übertragbarem Abo der Freundin sogar umsonst, auf diese Weise die Stadt richtig gut kennenlernen – nur noch zweimal wird das so sein. Aber erstmal wartet erst einmal der FC Altenhagen, der in dieser Saison schon kräftig für Schlagzeilen gesorgt hat. In der Hinrunde hatte sich beim Heimspiel gegen den TuS Dornberg II ein Spieler des Gegners so schwer verletzt, dass er mit dem Hubschrauber abgeholt werden musste. Der Schiedsrichter brach daraufhin das Spiel ab, offenbar mit dem Einverständnis beider Mannschaften. Im Nachhinein legte der FCA jedoch Einspruch gegen eine Neuansetzung ein und wollte drei Punkte am grünen Tisch – schließlich habe man ja weiterspielen wollen. Das zog einen enormen Shitstorm nach sich. Mehrere Bielefelder Trainer schrieben einen offenen Brief und forderten den Fußballkreis auf, dem FCA das Kreispokalfinale zu entziehen, das eigentlich in Altenhagen stattfinden sollte. Tenor: Man wolle dort beim Finale nicht auch noch zugunsten der Altenhagener Vereinskasse saufen. Dabei könnte man das Geld wohl gut gebrauchen, denn obwohl hier heute die erste Mannschaft spielt, sind keine 15 Zuschauer da. Der Stadtteil scheint sich nicht sonderlich mit seinem Verein zu identifizieren. Keine Ahnung, ob das an Erfolglosigkeit liegt oder an der hohen Zahl an Migranten im FCA-Kader, was zum sehr dörflichen Altenhagen so gar nicht zu passen scheint. Auf jeden Fall echt heftig, ein 7:1 für eine Heimmannschaft zu sehen – und kein einziges Mal reagiert irgendein Zuschauer auf ein Tor. Kein Jubel, gar nichts. Die paar Opas, die da sind, schauen sich den Kick völlig emotionslos an und sind wohl nur aus alter Verbundenheit da. Man geht halt seit 40 Jahren immer sonntags auf den Sportplatz. Ansonsten ist es gar nicht so schlecht beim FCA. Das Vereinsheim ist gemütlich, der Außenbereich ebenfalls und statt Bratwurst gibt es Kassler und Kraut im Brötchen, womit man kulinarisch ein echtes Alleinstellungsmerkmal besitzt. Das ist mal etwas anderes – und passt ja auch perfekt hier aufs Dorf. Nach dem Abpfiff schenken wir uns die 33, denn seit 2013 ist Altenhagen auch ans Bielefelder Straßenbahnnetz angeschlossen. Zumindest ein Teil, denn Altenhagen ist ein Streudorf mit mehreren kleinen, weit auseinanderliegenden Ortsteilen. Glücklicherweise ist der Ortsteil ans Straßenbahnnetz angeschlossen, in dem sich auch der Sportplatz befindet. Etwa zehn Gehminuten sind es von ihm bis zur Endhaltestelle Altenhagen – und zurück ins Stadtleben.