Dorstfelder SC – SV Wanne II 4:0

Testspiel
Donnerstag, 13. Januar 2022, 19.15 Uhr
Dortmund, Bezirkssportanlage Bummelberg 

Dortmund-Dorstfeld – da denkt man natürlich erst einmal sofort an den dortigen Nazi-Kiez, der in den vergangenen Jahren bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Allein darauf kann man den recht zentral gelegenen Dortmunder Stadtteil aber nicht reduzieren, zumal der Hopper hier mit der Bezirkssportanlage Bummelberg einen hervorragenden Ground vorfindet. Viel los ist dort heute Abend beim Testspiel gegen den SV Wanne II allerdings nicht, die Zuschauerzahl ist nur einstellig. Die frostigen Temperaturen machen nicht unbedingt Laune auf Fußball, zudem ist es ja recht ungewöhnlich und allein der Corona-Pandemie zu verdanken, dass so früh im Januar schon der Ball rollt. Nach dem Spiel geht’s für mich dann aber doch noch zur heimlichen Sehenswürdigkeit von Dorstfeld, auch wenn die in diesem Fall höchst unsympathisch ist. Vom Wilhelmplatz aus, auf dem bis zuletzt der vor drei Monaten verstorbene SS-Siggi (bekennender Neonazi, Hooligan der ersten Tage von der Borussenfront und Dortmunder Stadtrat für Die Rechte) regelmäßig gesessen und sich „die Nöte und Sorgen des Volkes“ angehört hat, biegt in nordöstlicher Richtung die Emscherstraße ab, deren Häuser sich die rechtsextreme Szene Stück für Stück unter den Nagel gerissen hatte, bis ihr schließlich die ganze Straße gehörte. Mit dem Aufhängen von zahlreichen schwarz-weiß-roten Fahnen und entsprechenden Graffiti wurde die Emscherstraße so zum Nazi-Kiez. Natürlich in erster Linie eine Provokation, die für viel Aufmerksamkeit sorgte, aber es heißt, dass die Emscherstraße mit einem Versandhandel und Seminarräumen auch strukturell für die rechtsextreme Szene von großer Bedeutung war. Wer in Deutschland in ihr vorankommen will, muss Zeit in Dorstfeld verbracht haben – so hört man immer wieder. In wie weit das heute noch der Fall ist, weiß ich nicht. Die schwarz-weiß-roten Fahnen sind jedenfalls verschwunden und es scheint ein wenig still um die Emscherstraße geworden zu sein. Kritzeleien und zahlreiche Aufkleber mit entsprechenden Inhalten sieht man aber immer noch rund um den Wilhelmplatz, der mir ansonsten eher migrantisch geprägt zu sein scheint. Warum das Zeug dann nicht entfernt oder überklebt wird, erschließt sich mir nach meinem Rundgang umso weniger, denn ein klassischer Alman läuft mir hier kein einziges Mal über den Weg.