Deutschland, 2. Frauen-Bundesliga – Staffel Nord (Frauen, 2. Liga)
Sonntag, 11. April 2021, 14 Uhr
Bocholt, Sportplatz Birkenallee – Platz 2
Zum ersten Mal muss heute mit der Maßgabe gebrochen werden, während des Lockdowns Frauenfußball lediglich in Grounds zu schauen, die man nur mit Frauenfußball machen kann. Die Männer und Frauen von Borussia Bocholt spielen schließlich auf dem gleichen Sportplatz. Allerdings sind die Herren nur in der Kreisliga A vertreten, während die Frauen frisch in die 2. Bundesliga aufgestiegen sind. Da wäre es auch unter normalen Bedingungen eine Option, den Ground mit den Frauen zu machen. Heute allerdings ist diese Überlegung hinfällig, denn aufgrund der schlechten Witterung findet das Spiel gegen die Frauen von Borussia Mönchengladbach nicht im angestammten Sportzentrum Nord-Ost statt, sondern wird auf den Nebenplatz der Sportanlage im Stadtteil Biemenhorst verlegt. Wäre kein Lockdown, hätte sich die Sache damit erledigt, aber jetzt wird natürlich alles mitgenommen, was möglich ist. Oder anders gesagt: Wenn schon sinnlos, dann aber richtig. Selbstredend geht‘s mit der Bahn in das an der niederländischen Grenze gelegene Bocholt (70.000 Einwohner), wobei mir leider das eigentliche Highlight der Strecke verwehrt bleibt: die Fahrt mit „dem Bocholter“, wie die nur 20 Kilometer lange Zugverbindung von Wesel nach Bocholt genannt wird. Sie endet am kleinen Kopfbahnhof von Bocholt, von dem aus es schon seit dem Ersten Weltkrieg keine Verbindung mehr bis in die nahen Niederlande gibt. Leider wird derzeit an der Strecke gearbeitet und ein Schienenersatzverkehr eingesetzt, so dass ich auf die Fahrt mit dem knuffigen „Bocholter“ verzichten muss. Zu Fuß geht es vom Kopfbahnhof immer vorbei an roten Klinker-Häusern die gut drei Kilometer bis zum Biemhorster Sportplatz an der Birkenallee, wo man schnell merkt, dass Borussia Bocholt erst in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist und das organisatorisch alles noch Neuland ist. Macht die ganze Sache hier richtig entspannt: lockere Atmosphäre, viel Bewegungsfreiheit und eine auffallend hohe Zahl an geladenen Gästen. Sympathisch! Auch sportlich treffen hier Welten aufeinander, denn während Bocholter Borussia das alles irgendwie als spannendes Abenteuer sieht (das jetzt in der Corona-Pandemie leider zum absolut falschen Zeitpunkt kommt), präsentiert sich der Namensvetter aus Mönchengladbach auf und neben dem Feld deutlich professioneller. Sympathischer sind mir auch da die Bocholterinnen. Nicht sagen kann ich das dagegen über die Bocholter Innenstadt, in die nach dem Spiel noch ein intensiver Abstecher unternommen wird. Sie wirkt zwar schon sehr niederländisch (was die dortigen Aufkleber niederländischer Szenen verstärken), aber auch unglaublich trostlos. Wobei man fairerweise sagen muss: Der Lockdown macht keine Stadt attraktiver.