Luxemburg, Ligue 1 dames (Frauen, 1. Liga)
Samstag, 27. März 2021, 19 Uhr
Ralingen, Sportplatz an der Grundschule
Gemütlichen Schrittes geht es nach Abpfiff in Rosport wieder über die Grenze ins deutsche Ralingen. Exakt 1.000 Meter sind es vom Terrain um camping bis zum dortigen Sportplatz an der Grundschule, wofür gut 60 Minuten Zeit bleibt. Da könnte man eigentlich noch etwas Sightseeing betreiben – aber in beiden Orten gibt es nun wirklich nichts zu sehen. In Rosport sind es einzig ein paar wenige alte Gebäude mit francophonem Charakter, auf die sich ein ganz kurzer Blick lohnt. In Ralingen ist das lediglich das kleine Rathaus, vor dem tapfer die EU-Fahne weht. Und dennoch ist Ralingen in diesen Lockdown-Tagen ein ganz besonderer Ort, denn er ist der einzige in Deutschland, auf dem Amateurfußball stattfindet. Dahinter steckt die besondere Konstellation, dass Ralingen wie gesagt jahrhundertelang zu Rosport gehört hat und man ein grenzübergreifendes Sportzentrum gebaut hat, das von den Vereinen aus beiden Orten und somit aus beiden Ländern genutzt wird. Sportzentrum ist wohl etwas hoch gegriffen, tatsächlich ist es nur ein ausbauloser Kunstrasenplatz, der aber landschaftlich schön in einer engen Schleife des Grenzflusses Sauer liegt und damit in drei Himmelsrichtungen direkt von Luxemburg umgeben ist. Neben dem Platz befindet sich – genau wie beim Terrain um camping in Rosport – ein Campingplatz. Fühlte ich mich eben in Rosport wie in Deutschland, ist es nun in Ralingen genau umgekehrt, denn alle Schilder sind auf Französisch beschriftet und statt DFB-Logo sieht man nur das des luxemburgischen Fußballverbandes. Auch auf Google Maps hat der Ralinger Sportplatz eine französische Bezeichnung und wird dort als terrain synthétique geführt. So herrlich kurios das alles auch ist – wirklich Spaß macht auch das unter diesen Bedingungen nicht. Immerhin sind wieder einige Zaungäste da, neben deutschen Hoppern auch ein paar Fans von Victoria Rosport, die ihr Frauen-Team (das in einer Spielgemeinschaft spielt) während der 90 Minuten gelegentlich anfeuern. Trotzdem ein schönes Gefühl, nach dem Spiel zu später Stunde im gottverlassenen Ralingen vor dem Rathaus zu stehen und auf den Bus nach Trier zu warten. Fast schon nostalgisch, ein Gefühl wie in Vor-Corona-Zeiten: Nach einem Fußballspiel an einer Bushaltestelle mitten im Nichts stehen, eine Dose Bier trinken und in die Dunkelheit starren, die irgendwann von einer herannahenden LED-Anzeige mit der Aufschrift „Trier Hauptbahnhof“ durchbrochen wird. Nostalgisch präsentiert sich im Laufe der Nacht übrigens auch die Deutsche Bahn, bei der es in den vergangenen Wochen aufgrund extrem niedriger Fahrgastzahlen überraschend zuverlässig zuging, die sich heute aber einen echten Hammer erlaubt. Denn dass in dieser Nacht die Uhren um eine Stunde vorgestellt werden, hat sie nicht bedacht. Normalerweise wird die Zeitumstellung in die Fahrpläne eingearbeitet, in diesem Jahr hat man das aber vergessen. Die Folge ist, dass alle Züge, die zwischen 2 und 3 Uhr unterwegs sind, eine Stunde Verspätung haben. Immerhin: Dank der Fahrgastrechte gibt‘s damit 25 Prozent des Ticketpreises zurück.