Samstag, 24. November 2018, 14.30 Uhr
Tübingen, Sportanlage Holderfeld
Neue Grounds in näherer Umgebung hat
der heutige Samstag nicht parat, so dass der schon lange mal geplante
Revisit beim SSC Tübingen angegangen werden kann. Der erst 1988
gegründete Spiel- und Sportclub stand lange Zeit im Schatten von TSG
und SV 03 Tübingen, ist nun aber nach zwei Aufstiegen in drei Jahren
auf Augenhöhe aufgerückt. Anders als bei den beiden
alteingesessenen Platzhirschen der Universitätsstadt gibt es beim
SSC eine Fanszene, die – und das geht in dieser traditionell politisch sehr links stehenden
Stadt wohl auch gar nicht anders – sehr antirassistisch und
alternativ eingestellt ist. Man könnte jetzt sagen: das St. Pauli
von Württemberg. Passender wäre aber: das Altona von Württemberg –
auch wenn überall im Stadion St.-Pauli-Aufkleber zu sehen sind.
Trotzdem wirkt das alles hier wenig gehypt und schon gar nicht
hipsterhaft, was aber auch mit der Struktur des Viertels zu tun hat.
Die Sportanlage Holderfeld liegt im Stadtteil Waldhäuser Ost (im
örtlichen Jargon: WHO), der das Plattenbau-Viertel von Tübingen
ist. Entstanden in den 1960er- und 1970er-Jahre stehen in WHO die
höchsten Gebäude der Stadt, in denen vornehmlich Studenten leben –
und diejenigen, die hier kleben geblieben sind. So sind es keineswegs
nur typische Studenten zum SSC, sondern hauptsächlich Leute vom
Schlag Alt-68er. Allein die Bierverkäuferin ist schon eine Pracht:
Eine ca. 50-jährige, volltätowierte und dauerrauchende Dame, die in
ihrem Bretterverschlag die Plastikbecher füllt. Dazu ist der Verein immer für coole Ideen zu haben. So ließ er etwa sein Aufstiegsspiel live vom alternativen Tübinger Radiosender "Wüste Welle" übertragen.