Freitag, 24. August 2018, 19.30 Uhr
Karlsdorf bei Graz, Sportzentrum Karlsdorf
Die Rekomplettierung der österreichischen Bundesliga steht an, da darf es zur Feier des Wochenendes eine echte Sahne-Tour sein. Mit dem Direktzug Stuttgart–Graz geht’s entspannt und wie gewohnt für einen schmalen Sparpreis-Europa-Taler in die steirische Landeshauptstadt, in deren Vorort Karlsdorf sich der Grazer AK die Ehre gibt. Der GAK wurde 2004 noch österreichischer Meister, musste aber drei Jahre später mit 15 Millionen Euro Schulden Konkurs anmelden und in die 3. Liga zwangsabsteigen. Nach drei (!) weiteren Insolvenzen folgte 2012 die komplette Abmeldung vom Spielbetrieb. Finito. Nur zwei Monate später gründeten einige Mitglieder den Grazer AC, wie sich der 1902 gegründete Verein auch ursprünglich selbst nannte, bei dem es sich aber rechtlich um einen neuen und damit schuldenfreien Club handelte. Der musste in der Saison 2013/14 ganz unten in der 8. Liga neu anfangen. Die Fans akzeptierten den GAC als ihre alte Liebe, was schon allein der Verkauf von 1.000 Dauerkarten in der Premierensaison eindrucksvoll unterstreicht – und das in der 8. Liga. Bereits im März 2014 wurde im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des immer noch bestehenden GAK entschieden, den GAC einzugliedern, so dass dieser auch ganz offiziell zum GAK wurde. Für den lief es sportlich wie am Schürchen, so dass er nach fünf Aufstiegen in Folge seit dieser Saison in der drittklassigen Regionalliga spielt. Dort kam es vor drei Wochen zum Stadtderby gegen Sturm Graz II, das jedoch von den Sturm-Ultras mit der Begründung „Wann Derby ist, bestimmen wir“ boykottiert wurde. An diesem Freitag wiederum bestimmt der SC Karlsdorf, dass Derby ist, denn zu selbigem erklärt er das Spiel gegen den GAK. So recht gewachsen ist er dem allerdings nicht, denn schon 45 Minuten vor Anstoß wird die Haupttribüne wegen Überfüllung geschlossen. Weil die Leute sich den Anweisungen der Vereinsordner widersetzen und trotzdem auf die Tribüne gehen, werden die Eingänge panisch mit Europaletten und Gittern abgeriegelt. Der aggressive Ansturm auf die Tribüne lässt sich allerdings auch aufgrund der tropenartigen Regenfälle erklären, denn ansonsten gibt es keine überdachten Plätze im Stadion. Damit ist schon vor Anpfiff klar, dass das hier heute eher ein Reinfall wird. Vom Spiel sieht man kaum etwas, weil man ständig einen aufgespannten Regenschirm vor der Nase hat, und auch beim Grazer Anhang zündet der Funke nicht. Das liegt allerdings nicht nur am Regen, denn der hört in der zweiten Halbzeit auf, was aber trotzdem nicht für bessere Stimmung sorgt. Selbst der kleine Ultras-Haufen singt nur alle paar Minuten mal und wirkt völlig lustlos. Nur wenige Male schafft er es, auch das restliche Publikum zu anmieren – obwohl 80 Prozent der anwesenden Zuschauer GAK-Fans sind. Die GAK-Szene hatte allerdings schon zu Bundesliga-Zeiten den Ruf, einen sehr britischen, spielbezogenen Supportstil zu haben. Manchen mag das gefallen, mir überhaupt nicht. Sehe mich da heute wieder mal in meiner Meinung bestätigt.