Samstag, 19. Mai 2018, 15.30 Uhr
Meckenbeuren, Sportplatz Kehlen
Die Problematik mit der Staffel 4 der
württembergischen Landesliga wurde bereits angesprochen, aber
letztendlich führt ja kein Weg an ihr vorbei. Erst recht nicht
heute, denn der FC Ostrach richtet über das verlängerte
Pfingstwochenende ein internationales Jugendfußballturnier und muss
daher sein Landesliga-Heimspiel auf 19 Uhr verlegen, während der
Rest der Liga wie üblich um 15.30 Uhr spielt. Da lohnt sich der Weg
also, weil man gleich zwei Spiele mitnehmen kann. Für den Nachmittag fällt die Wahl auf das Derby zwischen dem
SV Kehlen und dem VfB Friedrichshafen, womit auch endlich wieder
Meckatzer-Territorium betreten wird – das sogenannte Allgäuer
Sonntagsbier ist unter den Top 5 meiner deutschen Lieblingsbiere.
Entsprechend frühzeitig geht es hinunter in den Bodenseekreis, um vor dem
Spiel noch irgendwo einzukehren. Der Einfachheit halber fällt die
Wahl auf das von Polen geführte Vereinsheim des SV Kehlen, das optisch zwar einen guten
Eindruck macht, die Küche fällt aber voll durch. Zwei
Fertig-Maultaschen von Bürger und norddeutscher
Kühlregal-Kartoffelsalat – Einkaufspreis 2 Euro, wird hier für
8,50 Euro an den Mann gebracht. Wenigstens wird Meckatzer
ausgeschenkt und man hat einen schönen Blick auf den
Eingangsbereich, denn was da eine halbe Stunde vor Anpfiff aus
Friedrichshafen anrückt, ist eine faustdicke Überraschung. Mir war
zwar klar, dass es in FN eine kleine Fanszene und mit den Häfler
Jungs einen alten Fanclub gibt, der hat sich inzwischen aber extrem
verjüngt und ist zu einer Ultras-Gruppe geworden. Ein interessanter
Weg, nicht einfach etwas Neues zu gründen, sondern Tradition zu
wahren und bestehende Strukturen zu nutzen. Entsprechend gemischt ist
der Haufen vom Hafen – nicht nur das Alter betreffend. Stilecht auch das Wappen der Gruppe: Popeye, der Seemann. Leider weiß man bei
den Gastgebern überhaupt nicht mit der Situation umzugehen. Ein
professioneller Ordnungsdienst ist natürlich nicht im Einsatz,
stattdessen streifen sich ein paar Dorf-Ottos die Ordnerwesten über
und dürfen mal 90 Minuten lang etwas zu sagen haben. Dauert dann
auch nur wenige Minuten und die Idioten schreiten das erste Mal ein.
Stein des Anstoßes ist eine Zaunfahne der Friedrichshafener, weil
die eine Faust zeigt, die das Stadtwappen von Ravensburg zerschlägt.
Außerdem hängt eine kleine „Scheiß Ravensburg“-Fahne über der
großen Fahne. Das stufen die Kehlener Ordner als unsportlich ein und
entsprechend müssen die Fahnen weg. Es folgt eine hitzige
Diskussion, an deren Ende sich ein Friedrichshafener die kleine Fahne
schnappt und mit ihr den Flutlichtmasten hinaufklettert, um sie dort
oben aufzuhängen. Man kann sich vorstellen, was danach los ist. In
jedem Fall bringt es unheimliche Unruhe in den FN-Mob, bei
dem schon ab diesem Zeitpunkt kein koordinierter Support mehr zustande
kommt. Geht dann doch mal wieder etwas, schreiten wieder die Ordner
ein, weil irgendetwas nicht passt. Ein Wunder, dass bei den
Friedrichshafenern keinem mal der Kragen platzt. Kein Wunder
hingegen, dass der 3:0-Auswärtssieg dementsprechend hämisch mit zwei nackten
Flitzern gefeiert wird.