Sonntag, 11. März, 15 Uhr
Kämpfelbach, Stadion auf dem Kirchberg
Tja, der Landgasthof-Besuch in der
Pfalz war dann doch ein bisschen zu schwungvoll, so dass sich der
geplante Kunstrasen-Dreier in Stuttgart als etwas zu
ambitioniert herausstellt. Um 11 Uhr soll da schon der erste Pfiff ertönen
– das geht mit Chardonnay, pfälzischem Traubenschnaps und einer
internationalen Bierauswahl im Schädel nun wirklich nicht. Ein
relaxtes Alternativprogramm muss her, idealerweise mit nettem Ausbau,
womit das vor den Toren Pforzheims gelegene Ersingen der ideale
Kandidat ist. Ersingen wurde in den 1970er-Jahren mit dem Nachbarort
Bilfingen vereinigt und nennt sich seitdem Kämpfelbach – so wie
der kleine Fluss, der durch beide Orte fließt. Die künstlich
geschaffene Gemeinde hat zwar nur 6.000 Einwohner, spielt im
badischen Fußball derzeit aber eine starke Rolle: Der TuS Bilfingenkickt in der Verbandsliga, der 1.FC Ersingen eine Ebene darunter in
der Landesliga Mittelbaden. Da gibt es reihenweise Orte mit
wesentlich mehr Einwohnern, die froh wären, schon einen Verein wenigstens
in der Landesliga zu haben. Ziemlich ähnlich sehen sich die beiden
Sportanlagen in Bilfingen und Ersingen, die beide über mit weißen
Sitzschalen bestuhlte Betonstufen verfügen. Besonders heiter wird es
heute in der Schlussminute: Der FV Neuthard hat bislang erst fünf
Punkte geholt, wodurch die 1:0-Führung des 1.FC Ersingen wenig
verwundert. Dann aber drehen die Gäste, die sich in der Winterpause
kräftig verstärkt haben, das Spiel und führen mit 2:1. In der
Schlussminute also geht der Ersinger Torwart bei einem Eckball mit
nach vorne, doch der FV Neuthard kommt in Ballbesitz, schießt noch
aus der eigenen Hälfte aufs Tor und der Ball ist tatsächlich dabei,
ungefährdet zum 3:1 über die Linie zu rollen. Doch was macht der
unbedrängte Stürmer von Neuthard? Haut unnötigerweise zehn
Zentimeter vor der Torlinie noch mal ganz cool gegen den Ball, um
sich abfeiern zu lassen. Der Schiedsrichter pfeift: Abseits. Eine
gewaltige Lachsalve donnert über den Platz, die Zuschauer kriegen
sich nicht mehr ein. Schon interessant: Der Neutharder Stürmer
versinkt kurz darauf beim Abpfiff trotz Sieg vor Scham im Boden, während die
Zuschauer trotz Niederlage mit einem Lächeln im Gesicht das Stadion
verlassen.